Seltsame Schächte

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Geophon
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Seltsame Schächte

Beitrag von Geophon »

In einem relativ alten Freiberger Bergwerk bin ich über ein Schachtsystem gestolpert, dessen Anlage mir etwas seltsam erscheint.
Die Befunde will ich hier gerne zur Diskussion stellen, insbesondere Parallelen zu anderen mittelalterlichen Gruben wären wichtig.
Hier erst einmal ein Grundriss vom besagten Objekt. Ich bitte, die etwas willkürlichen Sohlenfarben zu entschuldigen.
skizze.jpg
skizze.jpg (81.01 KiB) 10342 mal betrachtet
Es handelt sich um ein System aus insgesamt 6 abgesetzten tonnlägigen Schächten, die entsprechend des Gangeinfallens angelegt wurden.
Die gesamte Tiefe von der Erdoberfläche aus beträgt fast 60 m, das Einfallen nimmt nach unten hin zu, weshalb die letzten Schächte
im Riss auch so verkürzt dargestellt sind.

Die Länge der einzelnen Abschnitte beträgt zwischen 10 und 15 m, bei Neigungen von 40 bis fast 80 Grad. Einer der Schächte ist nach 10 m
abgesetzt, ohne dass von diesem Absatz irgendwelche Seitenstrecken abgehen, also hat man hier wohl eine Haspel aufgestellt, weil
man 20 m nicht in eins hätte überwinden können. Kann man anhand dieser Abstände eine ungefähre zeitliche Einordnung festmachen?
Im Befahrerhandbuch steht, dass im 16. Jhd. mit den damaligen Seilen Abstände von etwa 30 m machbar waren, dann müsste diese
Anlage ja wohl älter sein, aber wieviel? Aus den Profilen oder den Arbeitsspuren lässt sich nicht besonders viel lesen, da die Schächte im
18. Jhd teilweise nachgerissen worden sind.

Der von oben gezählt vierte Schacht ist in der Mitte durch einen Absatz unterbrochen. Hier geht ein Querschlag ins Hangende auf einen
alten Stolln, der wahrscheinlich aus dem späten Mittelalter stammt. Dieser Stolln wurde bis ins frühe 17. Jhd als "Tregestolln" weiter
betrieben.

Der unterste Teil besteht aus zwei Schächten, die parallel verlaufen und im Tiefsten wieder verbunden worden sind. Oben existiert zwischen
diesen beiden Schächten nur eine extrem enge Verbindung, kaum mehr als ein Durchhieb (in der Skizze leider zu breit gezeichnet).
Kurioserweise geht vom östlichen Schacht auf halber Höhe eine Strecke ab, die in einen Abbau führt und es wurde im Schacht eine Haspel aufgestellt.
Über dieser war der Schacht verbühnt und teilweise verfüllt. Die Frage ist natürlich, wie dieser Schacht überhaupt aufgefahren worden ist,
denn von dem Mauseloch aus hat sich bestimmt niemand in die Tiefe vorgearbeitet. Am ehesten ist der odere Teil als Überhauen angelegt worden.

Im Tiefsten verläuft wieder ein Stolln, der sicher ins 16. Jahrhundert datiert werden kann. Interessant ist, dass der große Abbau östlich der
Schächte praktisch auf jeder "Sohle" durch sehr kleine Verbindungsstrecken angeschlossen wurde. Meine Interpretation wäre, dass es in diesem Bereich
vielleicht eine Grubenfeldgrenze gab und diese Verbindungen nur zu Bewetterungszwecken hergestellt wurden. Eine Markscheide oder sonstige Zeichen
waren in dem Dreck aber nicht auszumachen. Bei dem Abbau können wir recht sicher sagen, dass er einen eigenen Schacht nach übertage hatte.

Der westliche Schacht scheint ziemlich einbdeutig zur Wasserhaltung genutzt worden zu sein. Im Tiefsten befindet sich ein ausgeschlägeltes Becken
und im vierten Schacht gibt es besagten Querschlag auf den Stolln. Es wäre also denkbar, dass das Wasser hier per Haspel bis zum Querschlag
gefördert und dann durch den Stolln abgeleitet wurde.

Daher konkret zwei Fragen:

1) Sind vergleichbare Anlagen zur Wasserhaltung woanders schon mal gefunden worden?

2) Warum zwei parallele Schächte?

Über Kommentare und Alternativen zu diesen Interpretationen würde ich mich freuen.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

Simon Bogner 1562
Uran
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Uran »

Ich versuche es mal. Befahrerhandbuch vergessen, weil an dieser Stelle nicht verwendbar. Hubhöhen zwischen 20 und 30 m waren mit der Haspel durchaus machbar. Eine größere Höhe scheiterte aber nicht an den Seilen, sondern an der aufzuwendenden Kraft. Anhand von Sohlenabständen auf das Alter des Bergbaues zu schließen ist nicht möglich. Die Schächte waren mit Sicherheit nicht nur zur Wasserhaltung da und ihre Teufe richtete sich nach dem jeweiligen Bedarf. Das Wasserbecken bei dem einen Schacht bedeutet, das er ursprünglich der tiefste Schacht war und das Wasser von dort auf den oberen Stolln gehoben wurde, bis der untere Stolln einkam. Ein völlig normales Prozedere. Der "Durchschlag" zwischen den beiden parallelen Schächten deutet auf eine Grubenfeldgrenze hin. Dies Durchschläge wurden nur angelegt, um entweder eine Wasserwegsamkeit herzustellen, oder um die Grubenfeldgrenze vermessen zu können. Im Tiefsten, also wo ursprünglich kein Stolln einkam, war ein Durchschlag verboten. Hintergrund war, das bei der Aufgabe einer Grube, nicht die Nachbargrube deren Wässer mit heben mußte.
Die Fragestellung ist sehr komplex und ohne Kenntnis der Gesamtumstände so nicht zu beantworten. Für mich sieht es auf den ersten Blick wie ein ganz normales Grubenfeld aus.
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Nobi
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Nobi »

Um bei den parallelen Schächten zu bleiben:
Wenn es sich nur um einen Durchschlag als Grubenfeldgrenze handelt, macht der östliche Schacht keinen Sinn für die zugehörige Grube.

So auf den ersten Blick würde ich behaupten, dass der östliche Schacht erst im Zusammenhang mit der Auffahrung des tiefen Stollns entstanden ist. Er wurde als Überhauen aufgefahren und dann über den Querschlag der Abbau erschlossen und durchgeführt. Die weitere Auffahrung des Überhauen und der Durchhieb oben könnte wie schon von Dir vermutet rein wettertechnische Gründe gehabt haben, um dann den so entstehenden Wetterzug zwischen dem tiefen Stolln und den oberen Schächten teilweise in den Abbau leiten zu können.
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Uran
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Uran »

Wenn der östliche Schacht als Überhauen aufgefahren wurde, macht die Haspel auf der ersten Strecke keinen Sinn.
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Nobi
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Nobi »

Uran hat geschrieben:Wenn der östliche Schacht als Überhauen aufgefahren wurde, macht die Haspel auf der ersten Strecke keinen Sinn.
Warum nicht? Man hat den Schacht von vom Stolln nach oben aufgefahren und dann den Querschlag. Dann hat man Abbau betrieben. Ein Haspel kann auch dazu gedient haben, um temporär Erz oder Masse nach unten abzufördern, solange man keine entsprechende Kopfstrecke hatte oder den Querschlag getrieben hat.
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Uran
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Uran »

Warum willst du mit einer Haspel nach unten fördern? :gruebel: Nach dem Gesetz der Schwerkraft fällt doch das Zeug von allein nach unten.
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Nobi
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Nobi »

Uran hat geschrieben:Warum willst du mit einer Haspel nach unten fördern? :gruebel: Nach dem Gesetz der Schwerkraft fällt doch das Zeug von allein nach unten.
Du bringst doch deinen Müll auch aus dem Haus und wirfst ihn nicht einfach aus dem Fenster? :D

Fakt ist, dass ein Haspel dort am Querschlag stand. Also muss bist zu diesem Punkt etwas gehoben oder abgelassen worden sein.
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Uran
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Uran »

Was hat das jetzt mit Müll zu tun? :x
Warum soll man 2 Leute damit beschäftigen, etwas zu fördern, was durch die Schwerkraft allein nach unten fällt. Das ist völlig unlogisch. Wäre aber tatsächlich die Sensation. :D
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oldstone
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von oldstone »

Warum sollte man die Massen des tiefen Stollns von der Auffahrung zwischen den beiden Schächten nach ÜT. fördern, wenn man diese Massen einfach im Abbau als Versatz loswerden kann. Deshalb vielleicht auch die Haspel auf halber Höhe, welche auch erst zu dieser Zeit eingebaut worden ist.
Rostig wird die Grubenschiene, wenn kein Hunt darüber läuft;
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Uran
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Uran »

Ist eine interessante Idee. Woher weißt du aber, das die Haspel erst beim Vortrieb des tiefen Stollns eingebaut wurde?
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MatthiasM
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von MatthiasM »

Uran hat geschrieben:Was hat das jetzt mit Müll zu tun? :x
Warum soll man 2 Leute damit beschäftigen, etwas zu fördern, was durch die Schwerkraft allein nach unten fällt. Das ist völlig unlogisch. Wäre aber tatsächlich die Sensation. :D
Als HöFo ohne Altbergbauerfahrung, der aber aus der Natur (die weder für Arbeitsergonomie noch für optimierte Wasserhaltung oder gar Förderung plant und baut) weiß, daß Sachen runterfallen, die liegenbleiben sollten und umgekehrt möchte ich zaghaft an das genannte Stichwort "tonnlägig" erinnern. Vielleich hat da einfach "runterwerfen" nicht hinreichend sicher funktioniert (bleibt hängen, und dann muß irgendein Lebensmüder von oben oder unten das Zeug wieder in Bewegung bringen)
Uran
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Uran »

Der Neigungswinkel beträgt zwischen 40 und 80°. Im Normalfall rutschen Gesteinsmassen da von allein. Auch bei 40°. Im Umkehrschluß würde dort eine Tonne oder Bulge auch nicht von allein nach unten rutschen. Das Einfallen nimmt nach der Teufe zu. Also Neigung eher Richtung 80°. Wenn ich das richtig lese, beträgt die Schachtteufe ab der Haspel 10 m. Das ist auch nicht gerade viel.
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Jörn
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Jörn »

Moin,

abgesehen davon, dass ich mich über diese seltene Fachdiskussionen freue möchte ich zum Thema Müll anmerken, dass früher vielfach eine Vorabscheidung von besonders wertvollem Erz direkt vor Ort stattfand und man sich Verluste durch Verstürzen vielerorts nicht leisten konnte.

Glückauf

Jörn
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Götz George in "Böse Wetter", 2015
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oldstone
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von oldstone »

Eine Frage noch. Ist der "Treggestolln" jeweils vor Ort oder hat er ein Mundloch? Im letzteren Fall wäre im 4. Schacht der Absatz für eine "Wasserförderung" möglich, da im Tiefsten noch kein Stollnabfluss da war.
Ob im Schacht neben dem Abbau die Haspel bereits stand oder tatsächlich erst mit dem Durchschlag in diesem Schacht gebaut wurde um die Massen zu fördern, ist Spekulation, solange in Unterlagen nichts Genaueres gefunden wird. Allerdings kann es auch sein, dass dieser Schacht erst mit dem Eintreffen des tiefen Stollns, wegen der Grubenfeldgrenze,als Überhaun aufgefahren wurde und nur wegen der Wetter die obere Verbindung durchschlagen wurde. Und da der grosse Teil über der Haspel nur zur Auffahrung notwendig war, konnte ein Teil mit der anfallenden Masse vom Tiefen mit versetzt werden. Es War alles Zeit und Geld, auch der Massetransport und sogar der Haldensturz.
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Geophon
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Geophon »

Erstmal danke für die vielen Beiträge, ich versuche mal, halbwegs sinnvoll auf die einzelnen
Punkte zu antworten.

1. Grubenfeldgrenze:

Wir haben auf dem oberen Stolln einen Durchhieb gefunden, an dem die Arbeitspuren
aufeinander zulaufen, diese Stelle liegt etwa 95 m westlich des Schachtsystems.
Wenn man jetzt annimmt, das beides wirklich Grubenfeldgrenzen sind, dann würde
eine Fundgrube recht gut dazwischen passen. Problem ist aber, dass nach der Aktenlage
die Grube ein Zusammenschluss aus einer 3. und 4. Maß war, der als eine Anlage betrieben
wurde.
Wie gesagt, die Grubenfeldgrenze war nur eine Idee, die engen Durchhiebe zu erklären.
Die einzige Verbindung, die zur Förderung geeignet gewesen wäre, ist die oberste.

2. Wasserhebung:

Was Uran sagt, stimmt schon, daher denke ich, dass die Wasserhebung im westlichen
Schacht nur solange genutzt worden ist, bis der tiefere Stolln eingekommen ist.
Danach wäre der Schacht theoretisch zum Fördern frei gewesen (an dem Stolln hängen
noch mehr Abbaue).

3. Der Standort der Haspel

Ich kann es nicht beweisen, aber vermute, dass die Haspel erst dort eingebaut wurde, nachdem
der Stolln eingekommen war. Dafür spricht, dass der Schacht oberhalb der Haspel verbühnt und
von oben ausgestürzt worden ist. Von der Bauart her würde die Haspel ins 15 bis 16. Jhd passen,
siehe Bild:
haspel.jpg
Da auf dem Stolln noch mehr Abbaue sind, denke ich, dass man hier nicht die Masse
aus dem Stollnvortrieb, sondern Erze gefördert hat.

Der Rest folgt später.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

Simon Bogner 1562
Uran
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Uran »

Ich gehe davon aus, das der Tregestolln ein Mundloch hat. Es ist wahrscheinlich ein alter wieder in Betrieb genommener Stolln. Siehe Diskussion Tregestolln. Ob ich das Erz über den Schacht nach unten stürze, in dem Fall 10 m, oder im Kübel umständlich mit einer Haspel nach unten fördere, der Erzverlust ist 0. Eine Haspel macht nur Sinn für eine Förderung von unten nach oben. Alles andere ist zu teuer. Immerhin müssen ja 2 Haspelknechte bezahlt werden.
Zu den Grubenfeldgrenzen. Möglicherweise handelt es sich um ein altes Grubenfeld, das mit dem Vortrieb des tiefen Stollns wieder in Betrieb genommen wurde. Damit erscheint die Diskussion um Grubenfeldgrenzen in einem anderen Licht. Im 15. Jahrhundert gab es noch keine Maaßen. Wenn es sich hier um die 3. und 4. Maaß handelt, ist das "neuzeitlicher" Bergbau. Die Fundgrube aber hatte auch schon im 15. Jahrhundert eine Länge von rund 83 m. Konnte im Extremfall aber auch eine Länge von rund 111 m haben. Nach der Fundgrube kamen einzelne Lehen. Die ersten Maaßen tauchen in den Bergordnungen erst nach 1500 auf. Bei der Wiederaufnahme des Bergbaues kann die "neue" Fundgrube an einer anderen Stelle liegen wie die "alte" Fundgrube. Damit sind sowohl die Durchschläge, die wahrscheinlich zur "alten" Fundgrube gehören, wie auch die 3. und 4. Maaß, die zur "neuen" Fundgrube gehören, zu erklären.
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Geophon
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Geophon »

Uran hat geschrieben:Ich gehe davon aus, das der Tregestolln ein Mundloch hat. Es ist wahrscheinlich ein alter wieder in Betrieb genommener Stolln. Siehe Diskussion Tregestolln.
Ja, hat er gehabt. Soweit es sich rekonstruieren lässt, ist der Stolln bis zum 30-jährigen Krieg
weiter genutzt und auch weiter vorgetrieben worden. Untertage lässt sich das sogar an
Profilwechseln nachvollziehen. Aber für diese Diskussion ist das eher nebensächlich.
Uran hat geschrieben: Eine Haspel macht nur Sinn für eine Förderung von unten nach oben. Alles andere ist zu teuer. Immerhin müssen ja 2 Haspelknechte bezahlt werden.
Mit der Haspel ist ziemlich sicher nach oben gefördert worden. Ich denke, beide Schächte
wurden parallel zur Förderung genutzt, denn einerseits hat der große Abbau auch einen Schacht
nach übertage und andererseits sind die Schächte recht schmal.
Und wenn dann im 16. Jhd. beides zur selben Grube gehörte, warum nicht?
Wahrscheinlich war man zu faul, die anderen Durchschläge über dem Stolln ordentlich zu erweitern.
Uran hat geschrieben: Zu den Grubenfeldgrenzen. Möglicherweise handelt es sich um ein altes Grubenfeld, das mit dem Vortrieb des tiefen Stollns wieder in Betrieb genommen wurde.
Dazu passt die folgende Beschreibung aus einem Brief von Simon Bogner aus der Zeit, bevor der
Stolln eingekommen ist:
Simon Bogner hat geschrieben: Aber so viel derer ufn Rammelsberg, Schieferleit und vor der Stad seyn, wird jetzo gar selten
befunden, daß die zum besten gebauet, unter die Stolln trachten, sondern bauen mehrenteils
ufn Rande, lochen die Ertze in den Tage Hängen aus, hauen die Strossen los und setzen
alles voller Berg und ist das die Ursache, daß die Kupffer zu wenig gelten, ob gleich die Gar
Kupfer hoch genung am Kauffe.
Die Grube war wahrscheinlich recht klein und arm und hat in der Tiefe gar nicht mehr abgebaut,
bevor der Stolln einkam.

Edit: Danke Uran, mit
Uran hat geschrieben: Im 15. Jahrhundert gab es noch keine Maaßen...
Bei der Wiederaufnahme des Bergbaues kann die "neue" Fundgrube an einer anderen Stelle liegen wie die "alte" Fundgrube.
hast Du natürlich recht und mir sehr weiter geholfen, denn es gab zu dieser Zeit sehr wohl
dort zwei Gruben, nämlich den Alten und den Neuen (bzw. Vorderen und Hinteren) Lungenberg,
das passt :top: .
Zuletzt geändert von Geophon am Di. 21. Jun 16 19:56, insgesamt 1-mal geändert.
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

Simon Bogner 1562
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Re: Seltsame Schächte

Beitrag von Geophon »

oldstone hat geschrieben:Eine Frage noch. Ist der "Treggestolln" jeweils vor Ort oder hat er ein Mundloch? Im letzteren Fall wäre im 4. Schacht der Absatz für eine "Wasserförderung" möglich, da im Tiefsten noch kein Stollnabfluss da war.
Der Stolln hatte ein Mundloch. Genau deswegen ja die Frage, ob vergleichbare Anlagen aus
anderen Bergwerken oder Revieren bekannt sind (in Dipps vielleicht? Ach nee, da gabs ja noch keine Stolln :aetsch: ).
Es wäre auch von nöthen, eine Strafe auf diejenigen zu legen, die nur auf den
Raub bauen, die Ertze auslochen, die Sümpffe und Schächte loshauen, die tiefsten mit
Bergen ausstürtzen und die Oerter, Strecken und Stölln versetzen...

Simon Bogner 1562
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