Merkwürdiger Quartalswinkel

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Waldschrat
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Beitrag von Waldschrat »

Hier ein Beispiel eines Quartalswinkels aus dem Südniedersächsischen, traditionsgemäß wohl dem Harzbergbau zuzurechnen. Entstanden um 1780:
Bild
Die Strecke ist von rechts aufgefahren. Der am Quartalsende erreichte Punkt ist nicht mit dem "L" gekennzeichnet sondern durch eine separate senkrechte Linie. Es ist keine Jahreszahl und keine Abkürzung des Quartalsnamens vorhanden, wohl aber eine römische 13 in eigenwilliger Schreibweise. Wir finden hier auch weitere eigenwillige römische Zahlen wie z.B. "VIIIII". Auf einer Strecke wechselt mitunter die Richtung des "L", obwohl davon auszugehen ist, dass die Richtung der Auffahrung immer konstant ist. Bei ADLUNG lese ich die Deutung, die hinzugesetzte Zahl könnte angeben, im wievielten Quartal die Strecke fortgeführt wird bzw im Gedinge vergeben ist. Im Streckenverlauf aufeinander folgende Quartalswinkel haben nicht fortlaufende Nummern.
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Waldschrat
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Beitrag von Waldschrat »

Noch eine Ergänzung dazu: Es finden sich neun dieser Zeichen hintereinander auf einer Strecke. Es ist also keine fortlaufende Numerierung und keine Jahreszahl. Auf anderen Strecken finden wir dasselbe Zeichen, aber im Wechsel mit anderen, immer gleichen Zahlen (IX und VII). Eine Art Personalnummer?
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Falafel
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Beitrag von Falafel »

Gleiche Zahlen bedeuten gleiches Ereignis. Also z. B.:
1. Gleiche Arbeitsleistung. Ist der Abstand zur vorhergehenden Stufe bei gleichen Zahlen ähnlich? Dann könnte sich die Angabe auf Lachter oder Kubiklachter beziehen. Die Berechnung von Kubiklachtern ist allerdings oft sehr seltsam - siehe "Balthasar Rösler: Hellpolierter Bergbauspiegel", dort sehr ausführliche Rechenbeispiele.
2. Gleiches Kollektiv. Überprüfe mal anhand der Zechenregister (oder wie auch immer die Grubenabrechnungen bei Euch heißen) ob in den entspechenden Jahren in wiederkehrender Reihenfolge das gleiche Team am Werk war.
3. Gleicher Bergbeamter. Vielleicht findet sich im Archiv irgendeine Liste mit Geschwornen, Markscheidern o. ä.. Die durchnummeriert ist - also wie Du schon schreibst, eine Personalnummer

Glück Auf!
Stephan (alias Falafel)
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Waldschrat
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Beitrag von Waldschrat »

Überliefert sind die Befahrungsberichte der Bergmeister. Darin ist niemals die Rede davon dass der währenddessen irgendwelche Stufen geschlagen hat.
Die Besonderheit in dem Revier ist eine Mischform der Entlohnung: Erz karrenweise, Vortrieb nach Leistung. Das Erz kommt in Linsen vor, und man trifft nicht immer welche. Denkbar wäre dass der jeweilige Hauer oder Schichtführer am Quartalsende den Stand des Vortriebs markiert und mit seinem Zeichen versehen hat, damit klar war für wen das jetzt abgerechnet wird. Dass dabei nicht seine Initialen sondern eine Nummer verwendet wird lässt vermuten dass sich diese eher auf ein Kollektiv als eine Person bezieht. Die Aktenlage dazu ist dürftig.
Gibt es dazu vergleichbare Beispiele aus anderen Gebieten?
Vorwärts, abwärts! (ASP)
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