Datierungen von Stollen

... für den Rest, der sonst nicht passt.
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Monni
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Datierungen von Stollen

Beitrag von Monni »

Hallo Leute,
habe vor einigen Wochen Eure Site entdeckt. Es ist offensichtlich, dass sich in dieser Runde lauter Fachleute befinden. Dies ist nun Anlaß für mich, Euch um Hilfe zu bitten.
Ich beschäftige mich mit einem kleinen Ag - Abbaugebiet im Etschland in Südtirol. Mein Hauptaugenmerk gilt dabei dem Studium und der Auswertung der Archivbestände. Nebenbei begebe ich mich auch ins Gelände um die Stollen aus dem 16. Jahrhundert zu befahren oder auch um neue Stollen zu entdecken. Leider habe ich keine Ahnung, wie man Bergwerke datieren kann. Wie genau ist so etwas möglich? Könnt Ihr mir Literatur darüber empfehlen? Ihr würdet mir sehr helfen.

Glück Auf
Monni
Falafel
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Beitrag von Falafel »

Am einfachsten ist es natürlich, wenn man den Fünfer im Lotto hat, und eine entsprechende Jahreszahl findet. Allerdings kann so eine Jahreszahl durchaus auch jünger als die Zeche sein, wenn sie bei späteren Prospektionsarbeiten oder von "bösen Schwarzbefahrern" angebracht wurde.
Weiter ist das Auffahrungsprofil interessant. In Sachsen wechselte man z. B. ca. 1720 entsprechend einer oberbergamtlichen Verordnung vom rechteckigen zum runden/ovalen Profil. Auch hier: Ausnahmen gibts immer!
Datierungen sind weiterhin an entsprechenden Kleinfunden (vor allem Keramik, Gezähe, gut erhaltene Holzstücke...) möglich.
Ansonsten hilft das Archiv oft weiter. Das Problem ist dabei aber, daß die aufgefundene Grube erst mal identifiziert werden muß - und das kann eine äußerste langwierige Arbeit werde. Ich habe da so meine Erfahrungen (aber auch Erfolge)!
Da ich auch über das 16. Jh. und älter arbeite, würden mich deine Erfahrungen mal interessieren.
Glück Auf!
Stephan
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Oberhutmann
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Beitrag von Oberhutmann »

Hallo, kann mich ebenfalls Stephan nur anschließen. Ich finde am ehesten sagt das Stollenprofil etwas über das Alter aus. Dazu benötigt man aber viel Erfahrung um Vergleiche anstellen zu können. Ich würde mal sagen schließe Dich den Forschern von Schwaz/Brixlegg an um (vermutlich) ähnliche 16.-17JH Profile zu sehen. Tyisch jüngere (18.JH) Profile findest Du in den Bergbauen von Leogang, Salzburg. Laß mal hören wenn Du mehr weißt.
"Wenn nun an und für sich das Loos des armen Bergmannes nicht zu beneiden ist, soll ihm wenigstens so viel Licht in der Grube gegeben werden, daß er seine Arbeit dabei gut verrichten kann." Bergingenieur G.A. Heinbach zu Steyersdorf im Banat 1868
OHo
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Beitrag von OHo »

Hallo,
entscheidend ist auch welche Vortriebstechnologie verwendet wurde.
Entsprechend der Entwicklung dieser kann man Rückschlüsse auf das Entstehungsdatum ziehen. Viele Arten des Vortriebs sind auch noch lange nach der Entwicklung modernerer Verfahren weiterverwendet worden.

Da bleibt nur Lesen , Befahren, Erfahrungsaustausch z.B. "Workshops" und Befahrungen und Befahrungen.......
Literaturtips, Links und Bildergalerien sind ja im Forum genug vorhanden.

GA OHo.
alterbergbau.de

Beitrag von alterbergbau.de »

oder man sucht in den Quellen nach Angaben.
Beispiele sind hohe Investionen für einen "Tiefen Stollen" die Anlaß für eine Abgabenbefreiung waren oder Befahrungsberichte von Bergmeistern im entsprechenden Revier oder die Betriebsakten, wenn man drankommt.
Monni
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Beitrag von Monni »

Erstmals Danke für die Antworten.

An die Stollenprofile wollte ich mich hauptsächlich halten und ebenso an die Vortriebstechnologie. Dazu bräuchte ich Literatur, um mich zu diesem Thema einzulesen. Vieleicht kann jemand ein Werk empfehlen, das dieses Thema ausführlich behandelt?
In den Archiven beginnen die Quellen massiv ab dem Ende des 15. Jh. von den Bergwerken hier zu sprechen.
Ein Autor schrieb jedoch, die erste Verleihung an eine Gewerkschaft sei im 13. Jh. erfolgt, gibt aber seine Quelle nicht an. Ich suchte Jahrelang nach dieser Quelle, erfolglos. Nun möchte ich anhand der Stollen vesuchen, den Bergbau hier schon vor dem großen Boom im 15. Jh. nachzuweisen. Durch den möglichen Technologieunterschied müßte dies eigendlich machbar sein. Es braucht eben empfehlenswerte Literatur.
Die Auswertung von Fundstücken scheint hoffnungslos, bis jetzt ist mir noch kein brauchbares Stück untergekommen. Auch hier sind Mineraliensammler unterwegs, die eben fleißig aufräumen.
Die Kollegen aus Nordtirol hatten anscheinend die Möglichkeit, Grubenholz durch die Dendrochronologie (oder wie man das nennt) datieren zu lassen. Das habe ich jedenfalls aus ihrer Hompage erfahren. Für mich wird diese Datierweise wohl zu kostspielig sein, ganz abgesehen davon, daß mir hier kaum Grubenholz untergekommen ist.
Nach 1600 kam hier sowiso nur mehr kalte Luft aus den Gruben. Spätere Abbaufasen gibt es also nicht, wenn man von einer bescheidenen Abbautätigkeit um 1910 in einem einzigen der Stollen absieht. Dieser ist aber verbrochen, die damals in Arbeit stehenden Teile sind nicht mehr zu erreichen.
Um zum Schluß zu kommen, ich bin auf der Suche nach brauchbarer Literatur zu Abbautechniken und ihrer Geschichte.

Nochmals Danke für die Antworten
Glück Auf
Monni
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