Betzdorf: Wassermassen aus Stollen überfluten Autohaus

Wenn sich die Erde auftut. Informationen zu Bergschadensereignissen und Sanierungen.
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Naheländer
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Betzdorf: Wassermassen aus Stollen überfluten Autohaus

Beitrag von Naheländer »

Ein Wasserausbruch aus einem alten, verschütteten Stollen hat am Morgen des 18.03.09 die Kölner Straße (B62) und ein Renault Autohaus in Betzdorf überflutet.

Nähere Infos finden sich im folgendem Zeitungsartikel:
http://www.siegener-zeitung.de/nachrich ... aende.html
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Michael Kitzig (†)
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Re: Betzdorf: Wassermassen aus Stollen überfluten Autohaus

Beitrag von Michael Kitzig (†) »

da war bestimmt ne plombe drin oder zugeschossen, wie so oft...

hätte man das mundloch erhalten und mit gitter versehen, hätte sich erst gar kein standwassser ansammeln können...
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Naheländer
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Re: Betzdorf: Wassermassen aus Stollen überfluten Autohaus

Beitrag von Naheländer »

Michael_Kitzig hat geschrieben:da war bestimmt ne plombe drin oder zugeschossen, wie so oft...

hätte man das mundloch erhalten und mit gitter versehen, hätte sich erst gar kein standwassser ansammeln können...
In der Rhein-Zeitung schreibt man:
Schon seit Jahren warnen Geologen vor den Gefahren von toten Stollengängen. Allein im nördlichen Rheinland-Pfalz soll es rund 2500 ehemalige Bergbauflächen geben.
http://rhein-zeitung.de/on/09/03/19/rlp ... 47270.html
Betzdorfer Stollen bricht auf - B 62 unter Wasser

Betzdorf Wassermassen aus einem alten Bergwerks-stollen haben Teile der B 62 in Betzdorf (Kreis Altenkirchen) überflutet.

Schlamm drang in ein Autohaus und richtete erheblichen Schaden an. Die Befürchtung von Anwohnern, der Hang könnte auf ihre Häuser rutschen, bestätigte sich nicht.

Nach Angaben des Landesamtes für Geologie und Bergbau ist der stillgelegte Stollen mindestens einen Kilometer tief. Mit einer Wucht von bis zu 26 000 Litern pro Minute - das entspricht rund 130 Badewannen - schoss das Wasser etwa neun Stunden lang aus dem bewaldeten Steilhang. Rund 60 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hiflswerk und Behörden waren zwölf Stunden lang im Einsatz.

Schon seit Jahren warnen Geologen vor den Gefahren von toten Stollengängen. Allein im nördlichen Rheinland-Pfalz soll es rund 2500 ehemalige Bergbauflächen geben.
Anscheinend scheint man die Gefahr erkannt zu haben und wird bei zukünftigen Sanierungen nicht die Stollenmünder ohne Nachdenken zubetonieren.

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Marcel Normann
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Re: Betzdorf: Wassermassen aus Stollen überfluten Autohaus

Beitrag von Marcel Normann »

Die Plombe vor dem Stollen dürfte mich altersmässig übertrumpfen, insofern handelt es sich nicht um eine aktuelle Bausünde (wenn überhaupt). Ausserdem muss man sagen, dass die Behörden im rheinland-pfälzischen Teil des Siegerlandes durchaus häufiger mit Augenmass handeln, als man es sonst gewohnt ist.

Ich war das letzte mal vor zwei paar Jahren da, ich kann mich nur an viel verwitterten Beton erinnern. Ich vermute, dass man früher absichtlich Wasser im Stollen gestaut hat. Jetzt ist vermutlich der Überlauf verstopft und es hat sich eine veritable Wassersäule gebildet (Höhenunterschied zur nächsten Tagesöffnung sind - aus dem Kopf - über 60m). Den Rest kann man sich denken.

Näheres evtl. in ein paar Tagen.
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Michael Kitzig (†)
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Re: Betzdorf: Wassermassen aus Stollen überfluten Autohaus

Beitrag von Michael Kitzig (†) »

...dort lässt sich die Spitze eines Stollenmundes im Erdreich ausmachen. Dahinter ist der Stollen tief eingefallen, ein großes Loch tut sich auf.
hab das noch mal gelesen - diese situation dürfte wohl am ehesten auf einen zugeschossenen stollen hinweisen. da hat sich dann halt das lockermaterial schlagartig "verflüssigt" so wie man das auch bei erdrutschen oder dammbrüchen kennt..

meiner meinung nach ist zuschießen die schlechteste methode einen stollen zu verwahren, weil damit ein unkontrollierbarer zustand erst geschaffen wird. aber es ist halt billig..
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Jörn
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Re: Betzdorf: Wassermassen aus Stollen überfluten Autohaus

Beitrag von Jörn »

Michael_Kitzig hat geschrieben:meiner meinung nach ist zuschießen die schlechteste methode einen stollen zu verwahren, weil damit ein unkontrollierbarer zustand erst geschaffen wird. aber es ist halt billig..
Deshalb wird auch heute nicht mehr zugeschossen. In den 1950er/60er Jahren war das aber Stand der Technik - besonders bei der Erzbergbau Siegerland.
"Das Bergamt braucht doch Wochen, bis es etwas genehmigt!"

Götz George in "Böse Wetter", 2015
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Naheländer
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Re: Betzdorf: Wassermassen aus Stollen überfluten Autohaus

Beitrag von Naheländer »

Ursache der Stollenflut geklärt

Laut RLP-Teil der hiesigen Rhein-Zeitung soll nach den Fachleuten des Landeamtes für Geologie und Bergbau der ungeheure Druck des über die Jahre angesammelten Wassers eine alte Mauer (Damm?) im Stollen eingerissen haben.

Die Vermutungen von Marcel Normann scheinen sich zu bestätigen.
Ich war das letzte mal vor zwei paar Jahren da, ich kann mich nur an viel verwitterten Beton erinnern. Ich vermute, dass man früher absichtlich Wasser im Stollen gestaut hat. Jetzt ist vermutlich der Überlauf verstopft und es hat sich eine veritable Wassersäule gebildet (Höhenunterschied zur nächsten Tagesöffnung sind - aus dem Kopf - über 60m). Den Rest kann man sich denken.
Aber warten wir die genauen Untersuchungen ab.

Glück Auf!

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Re: Betzdorf: Wassermassen aus Stollen überfluten Autohaus

Beitrag von StefanD »

Jaja, das Mundloch des Schroederstollens wollte die Ilseder Hütte nach Einbau des Wasserdamms in Stollenmitte um 1970 noch zusammenschiessen. Glücklicherweise konnten die sich damit nicht durchsetzen... Mit den Frostschäden, die das anstelle des Holztors eingebaute Gittertor verursacht hat, haben wir allerdings noch eine Weile zu tun.

Übrigens ist der Betzdorfer Stollen auf der Siegerländer Gangkarte von 1910 prima zu sehen. Aber wer interessiert sich schon für alte Löcher. Das ist bestimmt gefährlich...

Glückauf
Stefan
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Re: Betzdorf: Wassermassen aus Stollen überfluten Autohaus

Beitrag von hungerlieb »

Jörn hat geschrieben:
Michael_Kitzig hat geschrieben:meiner meinung nach ist zuschießen die schlechteste methode einen stollen zu verwahren, weil damit ein unkontrollierbarer zustand erst geschaffen wird. aber es ist halt billig..
Deshalb wird auch heute nicht mehr zugeschossen. In den 1950er/60er Jahren war das aber Stand der Technik - besonders bei der Erzbergbau Siegerland.

Nur leider denken manche Zeitgenossen ihr heutiger "Stand der Technik" bezüglich Sanierungsarbeiten ist der Weisheit letzter Schluss .... (Beton, Stahl...)
Glück Auf!
Sven
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Marcel Normann
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Re: Betzdorf: Wassermassen aus Stollen überfluten Autohaus

Beitrag von Marcel Normann »

So, ich hab mir die Situation heute mal vor Ort angesehen. Ein himmlischer Tag, eine wundervolle Fahrt durch das Wildenburger Land mit Weitblick dank glasklarer Luft und viel Sonne im Gesicht. Ich schweife ab, aber man kann nicht oft genug drauf hinweisen, dass der Frühling endlich kommt :D

Auf dem Gelände des Autohändlers war es schon überraschend gut aufgeräumt, die Strasse war auch schon wieder sauber. Im Moment scheinen die Grubenwässer wieder durch die vorgesehenen Rohre abzulaufen. Ein Anwohner berichtete, dass das Wasser ein zwei Stellen gleichzeitig aus dem Berg geschossen kam. Viel zu sehen war nicht, der gesamte Bereich scheint beim Bau der Siedlung meterdick mit Schutt überhäuft worden zu sein. Fest steht jedenfalls, dass die Aufstauung nicht im Mundlochbereich, sondern im Berg stattgefunden haben muss.

Recht "lustig" muss es am Tag des Wasseraustritts gewesen sein. THW und Feuerwehr haben erst einmal die halbe Stadt vom Wassernetz trennen lassen, bis man auf den Idee mit dem Stollen gekommen ist... nachvollziehbar, da der Bergbau in Betzdorf selber nie sonderlich präsent war und ist (nur Verwaltung). Ansonsten erzählte man den üblichen Schmarrn von Bunkersystemen bis nach [[hier beliebigen Ort einsetzen]] usf. Man hatte wohl auch Angst vor einem Erdrutsch, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Denke, hier hat die schnelle Drainierung durch den vielen Schutt schlimmeres verhindert.

Laut Bergbehörde kümmert man sich jetzt erst einmal darum, die Wasser in Zukunft vernünftig zu fassen und abzuleiten. Eine Kontrollbefahrung sei vorerst nicht angedacht. Bin mal gespannt, ob und wie man dort jetzt tätig werden wird.

Bilder spare ich mir jetzt mal, da sieht man eh nichts Erhellendes drauf.
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Marcel Normann
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Re: Betzdorf: Wassermassen aus Stollen überfluten Autohaus

Beitrag von Marcel Normann »

Um der Chronistenpflicht genüge zu tun, hier doch noch ein Bild von der Setzung über dem oberen Wasserausbruch:
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