Bergschäden im Siegerland

Wenn sich die Erde auftut. Informationen zu Bergschadensereignissen und Sanierungen.
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André_Hellmann
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Bergschäden im Siegerland

Beitrag von André_Hellmann »

Siegener Zeitung
Ausgabe vom 26. Februar 2005
http://www.siegener-zeitung.de/rueckbli ... 2269849161

Erneuter Tagesbruch:
Mit einem Bein im Schachtloch drin
Bergamt Recklinghausen in Gosenbach im Einsatz / Montag Kamerabefahrung

kalle "Gosenbach. Als am Mittwoch vergangener Woche Peter Grümbel am frühen Abend hinter dem elterlichen Haus am Freisberger Weg die Hühner füttern wollte, passierte es: Sein linkes Bein versackte im hart gefrorenen Erdreich. Nach unten hin gab es keinen Bodenkontakt. Sein erster Gedanke: Auf der Wiese sei Erdreich nachgesackt, nachdem vor einigen Jahren dort Baumwurzeln entfernt wurden. Also kein großes Problem. Am Donnerstagvormittag sah dann die Sache schon anders aus. Der Versuch, mit einer sechs Meter langen Holzleiste den Grund des Loches zu ertasten, scheiterte. Als man dann mit schweren Handleuchten das Loch ausleuchten wollte, kam die Erleuchtung: Ein tiefer Schachtgraben hatte sich etwa fünf Meter vom Wohnhaus aufgetan. Peter Grümbel: »Wir haben dann unverzüglich das Ordnungsamt der Stadt Siegen informiert, und wenig später war ein Mitarbeiter des Bergamts Recklinghausen in dem ehemaligen Bergmannsdorf Gosenbach vor Ort«.
Bergoberinspektor Ingo Milas bestätigte gegenüber der Siegener Zeitung den Tagesbruch auf einem vermutlich alten Luftschacht. Nach seinen Beobachtungen geht der Schacht zunächst in eine Tiefe von sechs bis sieben Metern und setzt sich dann schräg nach unten fort. Die Bergbauspezialisten durchforsteten das verfügbare Kartenmaterial. Das Ergebnis: Dieser Schacht ist nirgends aufgeführt. Und trotzdem, so Milas, sei nicht auszuschließen, dass es in dem Bereich weitere bergbauliche Aktivitäten gibt. Der Querschnitt des Schachtes, der mit Holzbohlen abgesichert worden ist, sei etwa einen mal zwei Meter groß, so der Bergoberinspektor. Das Gelände ist jetzt weiträumig abgesperrt worden.

Am kommenden Montag sollen die weiteren technischen Untersuchungen anlaufen. Milas: »Wir werden mit einer fahrbaren Kamera versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen.« Das schicke Wohnhaus sieht Milas zum Glück nicht in Gefahr. Nach der Kameratour soll auch entschieden werden, wie man von Seiten des Bergamts mit dem Tagesbruch weiter umgeht. Die Familie Grümbel zeigte sich gestern trotz des Tagesbruchs im Garten entspannt. Peter Grümbel: »Wir sehen der Sache gelassen entgegen.«"

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Westfälische Rundschau:Dienstag, 01. März 2005

Loch Nr. 4 in Siegen entdeckt (Gosenbach, Storch und Schöneberg)

Siegen. Der Siegener Peter Grümbel traute seinen Augen nicht. Ein Loch hinter dem Haus erwies sich als Tagesbruch. Messungen des Berg-amtes Recklinghausen ergaben gestern: Der Schacht ist ein bis zwei Meter breit, die Tiefe nicht zu ermitteln.
Erst voriges Jahr hatte ein Tagesbruch auf dem Rosterberg für Aufsehen gesorgt: Das "Siegener Loch" war mit 3,5 Mio. Euro der bisher teuerste Bergbauschaden in NRW.

Loch Nr. 4 endet nach etwa acht Metern an einem Vorsprung, leicht versetzt geht es unbestimmbar tief weiter. Über dem Vorsprung zweigen zwei alte Stollen ab, "aber wir wissen nicht, wie sie verlaufen", erklärte Peter Hogrebe vom Bergamt Recklinghausen gestern. Deshalb könne die Grube nicht einfach zugeschüttet werden: "Wir werden ein Ingenieurbüro damit beauftragen, ein Konzept zu finden. In zwei bis drei Wochen kann dann die Arbeit beginnen." So lange bleiben 50 Quadratmeter auf der Wiese gesperrt. Bergbau-Experte Gerd Helsper: "Diese Grube ist uralt, wahrscheinlich noch aus dem Spätmittelalter."


Siegener Zeitung
Ausgabe vom 01. März 2005

http://www.siegener-zeitung.de/lokales/ ... 3019866373

"Gosenbacher Tagesbruch wird mit Beton verfüllt

Schacht der ehemaligen Grube Kammer war gefallen
kalle Gosenbach. Die Kamerabefahrung des Tagesbruchs in Gosenbach am Freisberger Weg oberhalb der Kirche brachte gestern das Bergamt Recklinghausen in der Beurteilung der Schadenslage ein großes Stück weiter. Am 16. Februar war ein Sohn des Grundstücksbesitzer trotz des gefrorenen Erdreichs mit einem Bein im Garten versackt (die Siegener Zeitung berichtete exklusiv). Wie Bergoberinspektor Ingo Milas vom Bergamt ausführte, handelt es sich bei dem Tagesbruch um einen Schacht aus der Zeit des Altbergbaus.
Deutlich habe die Kamera gezeigt, dass der Schacht und die Stollen mit Hammer und Schlägel, also per Hand, vorgetrieben worden waren. Gerd Helsper, profunder Kenner nicht nur der Gosenbacher Bergbauszene, geht davon aus, dass es sich um einen Schacht der ehemaligen Grube Kammer handelt, über den oberflächennahe Eisen- und Kupfererze vermutlich mit Handhaspeln abgebaut wurden. Der Schacht mündet in etwa acht Metern Tiefe in einen Quergang und geht dann versetzt weiter in die Tiefe.

Vermutlich im 18. Jahrhundert wurde eine so genannte Wasserkunst eingerichtet. Diese Wasserkunst hat dann die Förderung über einen dafür angelegten Förderschacht übernommen. Der Tagesbruch-Schacht befindet sich etwa 20 Meter westlich des Kunstschachtes. Der Tagesbruch findet sich in einer ehemaligen Pinge, die oberflächlich mehrere Meter hoch zugeschüttet worden ist. Mit den Jahren hat sich der Abraum gesetzt, und der alte Schacht ist an der Oberfläche wieder zu Tage gekommen. Durch die warme Luft, die sich im Berg befindet, konnte es trotz Frostwetters zu diesem Einbrechen im Garten kommen.

Das Bergamt will sich nun mit einem weiteren Sachverständigen beraten und ein Konzept für die Schließung des Tagesbruchs erarbeiten. Man wird davon ausgehen können, dass der Gosenbacher Bruch mit Beton verfüllt wird. Haus- und Grundstücksbesitzer Rolf Grümbel sah sich die ganze Aktion gestern gelassen an. »Wenn man in einem Bergmannsdorf lebt, muss man mit so etwas immer rechnen«. "
Zuletzt geändert von André_Hellmann am Mo. 07. Mär 05 12:33, insgesamt 1-mal geändert.
Dirk
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Beitrag von Dirk »

Hier sind die Artikel abrufbar, auch weitere vom letzten Jahr.


Gruß Dirk


http://sansiwi.san.hrz.uni-siegen.de/he ... /index.htm

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Karsten_Malcher
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Beitrag von Karsten_Malcher »

Same Procedure as every time:

Die Lage wird nicht wirklich analysiert, sondern einfach die Betonpumpe geordert - und damit jede weitere Möglichkeit zur Untersuchung verhindert.
Das dieses Bergwerk offensichtlich geschichtsträchtig ist interessiert dabei niemanden.

Ob ich wohl eine Chance für den Auftrag bekäme wenn ich eine Betonfirma eröffnen würde ... :gruebel:
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