Aus ehemaligem Nazi-Projekt wird Ausstellung zur Zwangsarbei

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Nobi
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Aus ehemaligem Nazi-Projekt wird Ausstellung zur Zwangsarbeit

Kahla/dpa. Von außen ist dem bewaldeten Walpersberg bei Kahla so gut wie nichts anzusehen. Nur ein paar überwachsene Bunkerreste zeugen noch von einem größenwahnsinnigen Nazi-Projekt, an dem vor 60 Jahren 15 000 Zwangsarbeiter unter elenden Bedingungen schufteten.
1944 hatte Hitler den Befehl gegeben, das ehemalige Porzellansand-Bergwerk südlich von Jena in Thüringen zu einer Düsenjäger-Fabrik auszubauen. Drinnen im Berg ist vieles noch so wie vor 60 Jahren. «Wir wollen einen Teil der Stollen wieder begehbar machen und dort eine Ausstellung zur Zwangsarbeit und dem ME 262 Flugzeug zeigen», sagt Wilfried Kobs vom Verein REIMAHG. Das Kürzel steht für «Werke Reichsmarschall Hermann Göring» - dem Namen für die unterirdische Produktionsstätte.

Die Idee der Nazis wurde aus der Not geboren. Die Alliierten bombardierten Städte und Industrieanlagen. Anfang 1944 verloren die deutschen Fliegerstaffeln die Lufthoheit über Deutschland. Die Nazis träumten davon, mit «Wunderwaffen» wie dem seinerzeit technologisch führenden Düsenjäger ME 262 das Kriegsglück noch wenden zu können. Um die Produktion vor Bomben zu schützen, sollten Arbeiter das Flugzeug im Kahlaer Bergwerk bauen.

«Geplant waren 150 000 Quadratmeter unterirdische Produktionsflächen», berichtet der Jenaer Maschinenbau-Professor Bruno Spessert. «Es gab einen Schrägaufzug, der die Düsenjäger zur Startbahn auf der Bergkuppe beförderte.»

Das Projekt wurde jedoch nie fertig. «Nur 27 Düsenjäger schraubten die Arbeiter zusammen - hauptsächlich allerdings aus angelieferten Einzelteilen und in den Bunkeranlagen neben dem Berg», erklärt Spessert. «Nach Fertigstellung des Werkes sollten 40 ME 262 am Tag vom Walpersberg aus starten.»

Die Hoffnungen in die Fabrik für das schnelle Flugzeug bezahlten 15 000 Zwangsarbeiter mit ihrem Schweiß und Blut. «Wir mussten zwölf Stunden am Tag arbeiten», erinnert sich der Belgier Paul Baert, der von August 1949 bis Februar 1945 im Walpersberg schuftete. «Nur bei guter Arbeit gab es eine ganze Essenskarte für einen Liter Kohlrübensuppe und 250 Gramm Brot.»

Wer krank wurde und nicht mehr Stollen bohren oder Bunker betonieren konnte, den erwartete das «Lager E». Dort reichten die Rationen nicht zum Überleben. «Wir hatten Hunger Tag und Nacht, aber das schrecklichste war die Angst, krank zu werden», erinnert sich Baert. Insgesamt starben rund 1000 Menschen, darunter auch gute Freunde des Belgiers.

Trotz des unbeschreiblichen Leids, das sie in Kahla durchstanden, engagieren sich Baert und einige weitere ehemalige Zwangsarbeiter - auch finanziell - für das entstehende Museum. «Die jungen Leute sollen doch sehen, wie es in der Nazizeit war», sagt der 82-Jährige. Seit 1979 kommt er regelmäßig nach Kahla, wo sich nun jedes Frühjahr ehemalige Zwangsarbeiter treffen.

Bevor die Gedenkstätte mit Museum entstehen kann, will der Verein REIMAHG den ausgehöhlten Berg mit dem 32 Kilometer langem Stollensystem vom Bund übertragen bekommen. In dessen Eigentum war der zu DDR-Zeiten von der Nationalen Volksarmee genutzte Berg nach der Wende übergegangen. «Dafür müssen wir aber noch eine Stiftung gründen und 25 000 Euro Stiftungskapital einsammeln», sagt Kobs. Klappt die Sammlung von Spenden wie erhofft, will die Gedenkstätte REIMAHG Walpersberg schon im kommenden Jahr erste Besucher empfangen.

Quelle:

Mitteldeutsche Zeitung
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Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.


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