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Pyritabbau

Verfasst: Do. 03. Nov 05 13:02
von alterbergbau.de
Ich lese letzte Zeit hin und wieder von Pyritabbau,

Was macht man damit? bzw. hat man damit gemacht?

Verfasst: Do. 03. Nov 05 13:16
von Nobi

Verfasst: Do. 03. Nov 05 13:34
von alterbergbau.de
interessant
Am Ende des 19.Jh. wird kurzzeitig Pyrit und Eisenerz abgebaut, ehe dann nur noch Pyrit für die Schwefelsäureherstellung gewonnen wurde.
wie wurde das denn gemacht? eingekocht oder wie darf ich mir das vorstellen ? *g*

Verfasst: Do. 03. Nov 05 13:41
von Nobi
alterbergbau.de hat geschrieben: wie wurde das denn gemacht? eingekocht oder wie darf ich mir das vorstellen ? *g*
naja so ähnlich wie bei der bromherstellung:

brombeeren nehmen und mit erde vermischen, dann verbinden sich die erde und die beeren zu erdbeeren und brom wird frei :D

nee, google einfach mal und du wirst genügend finden, auch das hier: http://www.av.fh-koeln.de/professoren/r ... PA2003.pdf

Verfasst: Do. 03. Nov 05 14:22
von Jörn
Aus Pyrit macht man Schwfelsäure. Das Konzentrat wird geröstet, wobei Eisenoxyd und Schwefeldioxyd entsteht. Daraus kann man in einem umständlichen Verfahren (Katalyse mit Luft, Absorption mit Wasser) Schwefelsäure herstellen.
Wenn Du mehr wissen willst, besonders über die Märkte für Schwefel und Schwefelsäure kann ich Dir die entsprechenden Seiten aus "1878 - 1978 >>Sachtleben<<", Mitteilungen der Metallgesellschaft, scanen.

Pyrit ist heute i.a. nur noch ein störendes Begleitmineral im Stein- wie Braunkohlenbergbau sowie im Erzbergbau.

Jörn

Verfasst: Do. 03. Nov 05 14:25
von Frank de Wit
the 'Pyrite-belt' in portugal/spain...
see http://www.strahlen.org/vp/pt/aljustrel/
es ist unglaublich was die da hinterlassen haben

Verfasst: Do. 03. Nov 05 15:19
von alterbergbau.de
Aber Pyrit ist schon ein Erz, keine Erde wie Alaun?

Wie alt ist die Pyrit gewinnung.

Alaun wurde ja schon im Mittelalter geröstet und dann mit Harn eingekocht um es Alaunschiefern auszufällen.

Ich kann natürlich auch googlen, aber warum nicht das Wissen anderer Anzapfen?

Verfasst: Do. 03. Nov 05 18:09
von Falk Meyer
Stimmt! Alaun wurde schon vor Jahrhunderten gewonnen (auch in der Umgebung von Freiberg wurde Alaunbergbau betrieben); zu nennen wäre da der Bergbau um Augustusburg. :D

Verfasst: Do. 03. Nov 05 18:13
von Jörn
Pyrit ist ein gold-glänzendes Mineral mit der chemischen Formel FeS2. Es ist also ein Sulfiderz wie Zinkblende (ZnS) und Bleiglanz (PbS). Seiner goldenen Farbe verdankt der Pyrit den Sptznamen "Katzengold" oder englisch "fool's gold".
Es kommt eigentlich überall vor... sogar in den südafrikanischen Goldbergwerken, wenngleich es da - ähnlich wie bei Kohle - organischen Ursprungs ist. Die schwarzen Arbeiter vor Ort sind der unbeirrbaren Meinung, dass die im Erz sichtbaren Pyritkrümel das eigentliche Gold seien :roll:

Weitere Infos unter http://de.wikipedia.org/wiki/Pyrit

Jörn

Verfasst: Do. 03. Nov 05 23:18
von Rudolf
In den 1960 er Jahren war das größte "Pyritbergwerk" in Europa in Meggen im Sauerland. Das aufbereitete Erz ging dann irgendwo in die Gegend von Duisburg, zu einem Sachtleben Werk, wo Schwefelsäure hergestellt worden ist. Das Meggener Lager bestand aus einem
Gemisch aus Schwefelkies, Zinkblende und Bleiglanz, was mühsam in der Flotation getrennt wurde, weil es sehr fein verwachsen war.

Verfasst: Sa. 05. Nov 05 16:50
von AdM_Michael
@ Alterbergbau
Da Du ja öfter im Bereich Olpe/Lennestadt unterwegs bist, wundert mich die Frage, da Meggen für Dich da doch praktisch um die Ecke liegt und das war ja bis 1992 immerhin das größte Schwefelkies, Blei und Zink Bergwerk in Europa.:?

Die Schwefelsäureroduktion bei Sachtleben Chemie läuft übrigens immer noch. Nur der Schwefelkies kommt leider nicht mehr aus Meggen. Die Abbrandhalden sind von der Autobahn aus auf dem Weg nach Venlo sehr gut zu sehen.

Verfasst: Sa. 05. Nov 05 19:55
von alterbergbau.de
vielleicht liest du nochmal genau was ich geschrieben hab.

warum mich mit Meggen versuchen zu Belehren?

Ich weiss das Sachtleben Schwefelsäure herstellt - ich hab mich darüber auch schon mit Sachtleben unterhalten.

Ich weiss das in Meggen Schwerspat, Schwefelkies, Blei + Zinkerze gefördert wurden.

Aber diese Erze sind ja wohl kein Pyrit.

Meine Frage war nach Pyrit. Dass man das als Mineral gewinnt oder gewonnen hat, davon war mir nichts bekannt. Danke für die Hinweise.

Verfasst: Sa. 05. Nov 05 20:07
von micha2
"Pyrit ist ein Mineral mit der chemischen Formel FeS2 und gehört zur Mineralklasse der Sulfide. Synonyme für Pyrit sind Eisenkies oder Schwefelkies"
Ürgsel...

Hättest halt mal googeln sollen... Dann wären dir evt. einige Belehrungen erspart geblieben :shock:

Verfasst: Sa. 05. Nov 05 20:57
von alterbergbau.de
Schwer zu glauben. Alle schreiben nur Schwefelkies, keiner Pyrit.

Teilweise liegt das Zeug haufenweise auf Halden, also Berge.

Wenn alle googlen würden, dann braucht man auch dieses Forum hier nicht oder ?

Denkt mal drüber nach.

Verfasst: Sa. 05. Nov 05 21:09
von Friedolin
Nun muß ich doch noch was schreiben.
Ich habe meine Lehrzeit mit dem Pyritabbau verbracht.
VEB Bergbau- u. Hüttenkombinat
"Albert FunK" Freiberg
Betrieb Schwefelkies Grube "Einheit"
Elbingerode / Harz

Der Abbau von Schwefelkies FeS2 ist nichts ungewöhnliches, hat man doch früher Schwefelsäure draus gewonnen. Heute ist das nicht mehr nötig, Rauchgasentschwefelungsanlagen machen's billiger.

Und hier ein Kurs in Bergbautechnologie:

Ein dreckig, graugrünes Massenerz wird über den Zentralschacht zu Tage gefördert. Anschließend in einer Kugelmühle fein gemahlen. Seit mitte der 60er Jahre in einer Flotationsanlage konzentriert. Heraus kommt ein Pulver mit ca. 90% FeS2. Das geht mit der Eisenbahn in die Chemischen Werke Piesteritz, hier macht man mit normaler Chemie (Lehrstoff 8. Klasse) H2SO4 draus. Übrigens wurde der Schwefelkies auch bei der Düngerproduktion, Kunststoffherstellung und in vielen anderen chem. Prozessen verwendet.

Lang ist's her, aber schön wars doch, die Lehrzeit.
Glück Auf !
Friedhelm

Verfasst: Sa. 05. Nov 05 21:21
von AdM_Michael
Vielleicht noch eine relativ einfache Erklärung:
Im technischen Bereich wird in Deutschland vorwiegend die Bezeichnung die Bezeichnung Schwefelkies verwendet, während das Mineral ansonsten von der Allgemeinheit eher als Pyrit angesprochen wird. Es hängt also davon ab, von welchem Standpunkt aus man damit zu tun hat.
Im Ausland wird diese "Unterscheidung" nicht unbedibgt gemacht und wir hätten uns dieses lästige kleine Mißverständnis erspart. Im englischsprachigen Bereich heißt das Mineral das z.B. einfach nur pyrite.

Das auch Schwefelkies, oh entschuldige, Pyrit, auf Halde liegt, ist ganz einfach: nicht jedes Erz eignete sich zur Schwefelsäureproduktion wegen der ungeünstiger Gehalte an FeS2 und/oder andere Minerale. Außerdem bestand nicht überall der Bedarf Schwefelsäure zu produzieren. Wegen des hohen :D Schwefelgehaltes war das Erz aber trotz des ebenfalls hohen Eisengehaltes auch kaum bzw. gar nicht als Eisenerz brauchbar. Und damit kam das schöne Erz dann als Berge auf die Halde.

Was mit technisch nicht verwertbaren Erzen passiert ist doch auch schon von den Zinkerzen aus der Zeit vor dem 19. Jhd. bekannt. Auch diese wurden lange Zeit auf Halde gestürzt. Als man dann im 19. Jhd. Zink brauchte hat man unter anderem in großem Stil die Rückgewinnung von Rohstoffen aus alten Halden betrieben.

Verfasst: Sa. 05. Nov 05 21:50
von alterbergbau.de
Gute Erklärung. Bei Mineralien hab ich Schwächen :)
edit auch in Chemie :wink:

Verfasst: So. 06. Nov 05 22:48
von Haverlahwiese
Altbergbau:
Ich nehme an, dass reicht an chemisch/ verfahrenstechnischen Details. Aber Du fragtest noch, ob es ein Erz sei.
Nach der Definition der Mineralogen ist ein Erz ein Gestein, aus dem sich ein technisch und wirtschaftlich nutzbares Mineral gewinnen lässt.
Also ist Pyrit ein Erz. Ein Erz ist nicht zwangsläufig ein Gestein aus dem Metalle erzeugt werden.

Verfasst: Mo. 07. Nov 05 10:22
von alterbergbau.de
Da ich ja jetzt gelernt habe, dass Pyrit = Schwefelkies ist, ist meine Frage beantwortet.

Verfasst: Mo. 07. Nov 05 10:47
von StefanD
Es sei noch erwähnt, daß Schwefelsäure auch aus sulfidischen Erzen gewonnen wurde. Auf der Zinkhütte Harlingerode fiel beim Rösten des Zinkerzkonzentrates ein SO2-Gas an, das Grundlage der dortigen Säureproduktion war. http://www.technikmuseum-online.de/home ... trag_8.htm
Die Pyritkonzenrate von der "Einheit" wurden unter anderem auch in Freiberg verarbeitet, damit die dort vorhandene Schwefelsäureanlage aus der Metallerzverarbeitung besser ausgelastet war. Deswegen wohl auch die Zugehörigkeit zum Kombinat "Albert Funk" Freiberg.

Glückauf
Stefan