Ende eines Zeitalters - VTS Schiefer KG
Verfasst: Fr. 02. Jan 09 12:14
Ende eines Zeitalters
VTS Koop Schiefer KG stellt die Gewinnung und Verarbeitung des "Blauen Goldes" ein
Von OTZ-Redakteur Ulf Rathgeber Schmiedebach/Lehesten. "Bald reich, bald arm, bald gar nichts", lautet der Titel eines Büchleins von Dr. Volker Wrede zum längst vergangenen Schieferbergbau im Harz. "Genau das trifft auch auf die Schieferregion Lehesten/Schmiedebach zu", sagte Bergbau-Ingenieur Werner Liebeskind. Zum Ende des Jahres 2008 hat die VTS Koop Schiefer KG die Gewinnung und Verarbeitung des "Blauen Goldes" eingestellt.
Ein Teil der VTS-Mitarbeiter des Oertelsbruchs bei Schmiedebach hat seine Entlassung erhalten. "Handwerker sind auch im Betriebsteil Unterloquitz untergekommen", sagte der Bergmann der OTZ.
"Die Kunst in einem Schieferbetrieb ist es aktuell immer so zu denken, dass in der Folgezeit genügend Rohstein zur Verfügung steht", berichtete der Lehestener über einen entscheidenden Teil der Schieferproduktion. "Je länger in einer Grube der Abbau umgeht, um so schwerer wird es, ökonomisch gewinnbare Vorräte neu aufzufahren, das heißt neue Lager zu erkunden."
Gleichzeitig äußerte der frühere Betriebsleiter des unweit von Lehesten gelegenen Staatsbruchs auch Kritik an der VTS-Führungsriege. "Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: Es wären Vorkehrungen nötig gewesen, um das Abbaufeld kontinuierlich weiter zu erschließen", so der 69-Jährige.
Im Fall des Oertelsbruchs war man dazu übergegangen, eine Art Trichterabbau in die Tiefe zu führen. "Es war dann Schluss, weil es wegen des anstehenden Abraums keine Ausbreitungsmöglichkeiten mehr gab", sagte der Bergbau-Ingenieur.
"Die Möglichkeit, das angefallene nichtverwertbare Material zu veredeln, wurde unzureichend genutzt und erkundet." Die "Schutte" hätte etwa zu anderen Produkten wie Blähschiefer, Schiefersplit oder Schiefermehl verarbeitet werden können. "Dieser Problematik ist deshalb von Bedeutung, weil im Raum Lehesten Millionen Tonnen Schutte nutzlos auf Halde liegen."
Werner Liebeskind verwies darauf, dass es in und um Lehesten oder Schmiedebach noch Dachschieferlager gibt. "Das Thema meiner Ingenieurarbeit war schon 1962 die Restpfeilergewinnung aus dem Grubenbetrieb des Oertelsbruchs", sagte der 69-Jährige. "Das ist aber zu DDR-Zeiten nicht zum Tragen gekommen."
Da im Abbau untertage nur etwa 50 Prozent des Dachschieferlagers gewonnen werden können, gibt es noch gewinnbaren Rohstein. "Durch ein umfangreiches Bohrprogramm zu DDR-Zeiten liegen aufschlussreiche Erkenntnisse über den Lagerstättenkomplex vor", erzählte Liebeskind.
Der jahrhundertelange Schieferabbau hat die Menschen in der Region geprägt. "Die Leute im Umfeld waren mit dem Bergbau verwachsen", blickt der 69-Jährige zurück. Ab 1850 verhalfen Hunderte ja Tausende Bergleute und Zuschneider der Lehestener Region zu Bekanntheit.
Großen Anteil hatte auch das Schieferdeckerhandwerk. Die älteste deutsche Dachdeckermeisterschule wurde 1910 durch die Schieferindustrie in Lehesten gegründet.
"Der Schiefer ist von der Qualität her unvergleichlich was die Lebensdauer und die Farbbeständigkeit betrifft", sagte der frühere Betriebsleiter des Staatsbruchs. "Man hat schon Lehestener Schiefer abgenommen, der 300 Jahre auf dem Dach gelegen hat."
"Die montanhistorische Bedeutung des Schieferbergbaus im Raum Lehesten, der seit dem 13. Jahrhundert betrieben worden ist, verpflichtet zu mehr Aufmerksamkeit und Engagement", sagte Werner Liebeskind. "Dazu müssen mehr ehemalige Bergleute und Interessierte einbezogen werden einschließlich der Jugend."
"Das Technische Denkmal Historischer Schieferbergbau wie auch der Schieferpark Lehesten müssten in Verbindung mit der Stadt, dem Betrieb in Unterloquitz, der Dachdeckerschule sowie dem Traditionsverein berufen und verpflichtet sein, dieses Bergbauerbe zu pflegen und zu fördern", sagte der Bergbau-Ingenieur. "Das ,Blaue Gold´ von Lehesten muss der Nachwelt erhalten bleiben und für den Tourismus eine besondere Aufmerksamkeit entfalten, damit es auch in Zukunft ,Glückauf´ in der Berg- und Schieferstadt heißt."
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VTS Koop Schiefer KG stellt die Gewinnung und Verarbeitung des "Blauen Goldes" ein
Von OTZ-Redakteur Ulf Rathgeber Schmiedebach/Lehesten. "Bald reich, bald arm, bald gar nichts", lautet der Titel eines Büchleins von Dr. Volker Wrede zum längst vergangenen Schieferbergbau im Harz. "Genau das trifft auch auf die Schieferregion Lehesten/Schmiedebach zu", sagte Bergbau-Ingenieur Werner Liebeskind. Zum Ende des Jahres 2008 hat die VTS Koop Schiefer KG die Gewinnung und Verarbeitung des "Blauen Goldes" eingestellt.
Ein Teil der VTS-Mitarbeiter des Oertelsbruchs bei Schmiedebach hat seine Entlassung erhalten. "Handwerker sind auch im Betriebsteil Unterloquitz untergekommen", sagte der Bergmann der OTZ.
"Die Kunst in einem Schieferbetrieb ist es aktuell immer so zu denken, dass in der Folgezeit genügend Rohstein zur Verfügung steht", berichtete der Lehestener über einen entscheidenden Teil der Schieferproduktion. "Je länger in einer Grube der Abbau umgeht, um so schwerer wird es, ökonomisch gewinnbare Vorräte neu aufzufahren, das heißt neue Lager zu erkunden."
Gleichzeitig äußerte der frühere Betriebsleiter des unweit von Lehesten gelegenen Staatsbruchs auch Kritik an der VTS-Führungsriege. "Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen: Es wären Vorkehrungen nötig gewesen, um das Abbaufeld kontinuierlich weiter zu erschließen", so der 69-Jährige.
Im Fall des Oertelsbruchs war man dazu übergegangen, eine Art Trichterabbau in die Tiefe zu führen. "Es war dann Schluss, weil es wegen des anstehenden Abraums keine Ausbreitungsmöglichkeiten mehr gab", sagte der Bergbau-Ingenieur.
"Die Möglichkeit, das angefallene nichtverwertbare Material zu veredeln, wurde unzureichend genutzt und erkundet." Die "Schutte" hätte etwa zu anderen Produkten wie Blähschiefer, Schiefersplit oder Schiefermehl verarbeitet werden können. "Dieser Problematik ist deshalb von Bedeutung, weil im Raum Lehesten Millionen Tonnen Schutte nutzlos auf Halde liegen."
Werner Liebeskind verwies darauf, dass es in und um Lehesten oder Schmiedebach noch Dachschieferlager gibt. "Das Thema meiner Ingenieurarbeit war schon 1962 die Restpfeilergewinnung aus dem Grubenbetrieb des Oertelsbruchs", sagte der 69-Jährige. "Das ist aber zu DDR-Zeiten nicht zum Tragen gekommen."
Da im Abbau untertage nur etwa 50 Prozent des Dachschieferlagers gewonnen werden können, gibt es noch gewinnbaren Rohstein. "Durch ein umfangreiches Bohrprogramm zu DDR-Zeiten liegen aufschlussreiche Erkenntnisse über den Lagerstättenkomplex vor", erzählte Liebeskind.
Der jahrhundertelange Schieferabbau hat die Menschen in der Region geprägt. "Die Leute im Umfeld waren mit dem Bergbau verwachsen", blickt der 69-Jährige zurück. Ab 1850 verhalfen Hunderte ja Tausende Bergleute und Zuschneider der Lehestener Region zu Bekanntheit.
Großen Anteil hatte auch das Schieferdeckerhandwerk. Die älteste deutsche Dachdeckermeisterschule wurde 1910 durch die Schieferindustrie in Lehesten gegründet.
"Der Schiefer ist von der Qualität her unvergleichlich was die Lebensdauer und die Farbbeständigkeit betrifft", sagte der frühere Betriebsleiter des Staatsbruchs. "Man hat schon Lehestener Schiefer abgenommen, der 300 Jahre auf dem Dach gelegen hat."
"Die montanhistorische Bedeutung des Schieferbergbaus im Raum Lehesten, der seit dem 13. Jahrhundert betrieben worden ist, verpflichtet zu mehr Aufmerksamkeit und Engagement", sagte Werner Liebeskind. "Dazu müssen mehr ehemalige Bergleute und Interessierte einbezogen werden einschließlich der Jugend."
"Das Technische Denkmal Historischer Schieferbergbau wie auch der Schieferpark Lehesten müssten in Verbindung mit der Stadt, dem Betrieb in Unterloquitz, der Dachdeckerschule sowie dem Traditionsverein berufen und verpflichtet sein, dieses Bergbauerbe zu pflegen und zu fördern", sagte der Bergbau-Ingenieur. "Das ,Blaue Gold´ von Lehesten muss der Nachwelt erhalten bleiben und für den Tourismus eine besondere Aufmerksamkeit entfalten, damit es auch in Zukunft ,Glückauf´ in der Berg- und Schieferstadt heißt."
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