Trusetal/Thüringen

Wenn sich die Erde auftut. Informationen zu Bergschadensereignissen und Sanierungen.
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Nobi
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Trusetal/Thüringen

Beitrag von Nobi »

Loch an Loch

Nachdem der Spatbergbau aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt wurde, hat es sich ein mitteldeutsches Unternehmen zur Aufgabe gemacht, die Areale einer Nachnutzung zuzuführen und zu sichern, so auch bei Trusetal.


Trusetal - Verwundert dürften Einwohner und Gäste am Besucherbergwerk "Hühn" registriert haben, dass im Wald oberhalb der einstigen Spatgrube seit einiger Zeit reger Betrieb herrscht. Sogar der Weg, welcher zum Kräutergarten führte, wurde weiter ausgebaut. Grund dafür sind die Arbeiten zur Bergsicherung. Schließlich wurden in dem Areal in den vergangenen Jahren immer mehr Verwerfungen festgestellt, anhand derer man auf größere Hohlräume unter der Erde schließen musste.

Wie bei solchen alten Gruben üblich, ist die GVV, die bundeseigene Gesellschaft für Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben mbH, für die Nachsorge zuständig. "Wir überwachen die Bergwerke regelmäßig, führen Nachweise über Brüche und Auffälligkeiten", erklärte Konrad Güth von der GVV aus Sondershausen vor Ort. Bereits vor zwei Wochen hatten die Mitarbeiter der Bergsicherung Ilfeld GmbH, ein auf solche Arbeiten spezialisiertes Unternehmen, mit der Erkundung des Geländes und der Sicherung der festgestellten Gänge und Hohlräume begonnen.

Gleich an zwei Stellen ragten nun mitten im Wald Leitern aus der Erde heraus. Hier hatte die Bergsanierer die, alten Bombentrichter ähnelnden, Verwerfungen aufgegraben, um festzustellen was sich im Erdreich darunter getan hat. Dazu mussten vorher einige Bäume gefällt werden, um Platz zu schaffen, erklärte Revierleiter Stephan Fräbel.

Während er zusammen mit Arno Katzensteiner von der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Auwallenburg, in derem Terrain die Sicherung stattfindet, vor den offenen Gruben standen berieten Konrad Güth und Sebastian Marr über die nächsten Arbeitsschritte. Zuvor gewährten sie Einblicke in die unterirdischen Gänge. In dem einen Gang führt der begehbare Weg dicht unter der Erdoberfläche zunächst sieben, acht Meter geradeaus, dann zweigt ein tieferführender Gang ab, der abrupt endet. "Hier haben sie nach Spat gesucht", erklärte Konrad Güth und weist auf die weißlich schimmernde Ader hin. Doch an der Stelle, wo der Gang endet, ist davon nicht mehr viel zu sehen. Die Bergleute von einst haben ihre Suche an der Stelle abgebrochen.

Die Gänge blieben unverfüllt zurück, sodass die Oberfläche nun Stück um Stück nachsackte und sich Verwerfungen und Brüche bildeten. "Die sind teilweise sehr gefährlich, denn es gibt auch kleine Brüche, in denen man unversehens stecken bleiben kann", schilderte der Revierförster mögliche Verletzungsgefahren. Außerdem weiß man nie, was sich darunter verbirgt. Vor Jahren war in solch einem kleinen Loch ein zur Probe hinabgeworfener Stein dutzende Meter tief gefallen. Genau vor diesem Hintergrund führt die für Mitteldeutschland zuständige GVV Sondershausen regelmäßige Kontrollen durch. Konrad Güth breitet ein großes Kartenblatt, das sogenannte Risswerk, aus. Darauf sind alle festgestellten Erdrisse des Areals am "Hühn" verzeichnet. Wie der Lauf eines Flusses schlängelt sich da manche Linie über das Blatt, andere sind wie eine norddeutsche Autobahn schnurgerade gezogen.

"Wir haben die Brüche festgestellt und verzeichnet, dann zwei Jahre lang beobachtet und dem zuständigen Bergamt den Zustand gemeldet", sagte Konrad Güth über die zurückliegenden Beobachtungen im Bereich der FBG Auwallenburg. In dem beschriebenen Areal sind allein über 200 Brüche dokumentiert. Die größten und offensichtlich gefährlichsten wurden nun geöffnet. Dabei stellten die Bergsicherer zwei Hauptgänge fest, welche über mehrere kleinere Stollen miteinander verbunden sind. Nicht dokumentiert sind auf den Karten, auf der auch die Tiefe als dritte räumliche Ebene vermerkt ist, jene Gänge aus dem Altbergbau. Damit ist die Zeit gemeint, wo schon vor 500 oder 600 Jahren nach Eisenerz gesucht und deshalb Bergbau betrieben wurde.

Seitdem im Zeitraum von 1860/70 in der aufkommenden Industrie immer mehr Spat benötigt wurde, belegen Karten die Abbauversuche und einstigen Vorkommen. Manch gefährliche Hinterlassenschaft in Form ungesicherter unterirdischer Gänge muss heute beseitigt werden. Nachdem Vermesser die genaue Lage aller festgestellten Stollen erfasst hatten, konnte dieser Tage mit dem Verfüllen der Gänge begonnen werden. Dazu wurde unter anderem ein spezieller Flüssigbeton verwendet, welcher sich seinen Weg in jede Ritze sucht und, fest geworden, den Berg stabilisiert.

Insgesamt veranschlagte Konrad Güth eine Bauzeit von fünf Wochen vor Ort. Wenn die Arbeiten abgeschlossen und die Löcher verfüllt sind, kommt eine Erdschicht auf das Areal. Dann kann die Forstbetriebsgemeinschaft "Auwallenburg" die kahlen Stellen wieder bepflanzen. Weißtannen sollen hier künftig wachsen, kündigte Revierförster Stephan Fräbel an.

Quelle Freies Wort / insuedthueringen.de
http://www.insuedthueringen.de/lokal/sc ... 50,1669866
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Der Berg ist frei.
Wo eyn man eynfahrn will
mag her es thun mit rechte.


w w w . b e r g b a u s h i r t . d e
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