Über was man so stolpert ...

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Nobi
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Über was man so stolpert ...

Beitrag von Nobi »

In Balthasar Roesslers Werk „Speculum Metallurgiae Politissimum - Hell polierter Berg-Bau-Spiegel“ aus dem Jahr 1700 findet sich im Cap. 5. Vom Sprengen und Schüssen. unter § 10 folgendes:

„Wo unter sich das Loch trocken isst, so giesset man Wasser der Nothdurfft nach hinein, so bohret es sich um so viel schleuniger.“

Jetzt wissen wir, wofür reichlich Bergbier auch noch gut war. Frei nach dem Motto:
„Trinkst Du zwei Bier, reicht es für Bohrlöcher vier.“ Prost :hick:

Wem das Kopfkino, wie das "Wasser der Nothdurfft" ins Bohrloch kommt, zu sehr beschäftigt, der soll lieber an Schmetterlinge denken :D
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Jörn
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Jörn »

Zu spät! Kopfkino aus!! Kopfkino aus!!! :gruebel: :bier: :prost:
"Das Bergamt braucht doch Wochen, bis es etwas genehmigt!"

Götz George in "Böse Wetter", 2015
Mannl
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Mannl »

Das ist ja nun mein "Spezialgebiet" ,

(steht übrigens Seite 62 dto.)

Der "Spaß" geht aber in § 11 weiter !
"Wann nun das Loch abgebohret / so wird es uff das reineste gesaubert / ausgebutzet / und auch getreuget."
Es wäre also zu überlegen, ob man sich der "Nothdurft" bedient ?! :-)

Der Ordnung halber würde ich allerdings "Nothdurft" mit Notwendigkeit "übersetzen", damit wären wir dann allerdings wieder bei der Realität. :-(

P.S. Es tauchte schon mal die Frage auf, woher unerklärliche "Bühnlöcher" im Stoß kommen.
Hier schreibt Rößler im § 13 " ... oder Stempel angetrieben / welcher wohl verwahret in einem Bühn//Loch stehen muß."
Es wäre also wichtig zu schauen, obe der Bereich eines solchen Loches Anzeichen von Srengarbeit aufweist, trifft natürlich bei geschlegelten Orten kaum zu.

Viel Spaß beim diskutieren Glück Auf !
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Nobi
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Nobi »

Mannl hat geschrieben:Der Ordnung halber würde ich allerdings "Nothdurft" mit Notwendigkeit "übersetzen", damit wären wir dann allerdings wieder bei der Realität. :-(
Spielverderber
Mannl hat geschrieben:P.S. Es tauchte schon mal die Frage auf, woher unerklärliche "Bühnlöcher" im Stoß kommen.
Hier schreibt Rößler im § 13 " ... oder Stempel angetrieben / welcher wohl verwahret in einem Bühn//Loch stehen muß."
Es wäre also wichtig zu schauen, obe der Bereich eines solchen Loches Anzeichen von Srengarbeit aufweist, trifft natürlich bei geschlegelten Orten kaum zu.
Was hier beschrieben ist, dass ist das Schießen mit hölzernen Schießpflöcken. Der beschriebene "Stempel" dient als Schießspreize, der das sich ebenfalls in einem Bühnloch befindliche Schießblech auf dem Pflock drückte, damit die Kraft des Schusses ins Anstehende geht. Diese Methode stammt aus der Anfangszeit des Schießens und wurde mit der Erfindung des Lettenbesatzes (1687 in Clausthal durch den Altenberger Carl Zumbe) langsam abgelöst. Meist wurden um diese Zeit nach dem Schießen die Stöße mit den üblichen Handgezähe hereingewonnen und es wurde auch nicht auf dem vollen Profil geschossen, so dass Schießspuren relativ selten sein dürften. An der Ortsbrust hätte man aber eine gewisse Chance.
Zuletzt geändert von Nobi am Do. 20. Sep 12 20:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Uran
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Uran »

Hab aber UT schon solche alte Bohrlöcher gesehen. Hatte mich nur über die Größe gewundert. Die Bühnenlöcher der Spreizen könnten noch zu sehen sein. Hier wurde ja kein Vortrieb gemacht, sondern nach dem Schrämen der Gang hereingewonnen. Die Stöße gegenüber wurden dann natürlich nicht mehr nachgearbeitet.
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Ludewig
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Ludewig »

Nobi hat geschrieben: Was hier beschrieben ist, dass ist das Schießen mit hölzernen Schießpflöcken. Der beschriebene "Stempel" dient als Schießspreize, der das sich ebenfalls in einem Bühnloch befindliche Schießblech auf dem Pflock drückte, damit die Kraft des Schusses ins Anstehende geht. Diese Methode stammt aus der Anfangszeit des Schießens und wurde mit der Erfindung des Lettenbesatzes (1887 in Clausthal durch den Altenberger Carl Zumbe) langsam abgelöst.
Bist Du da ganz sicher? Ich kenne Bohrlöcher mit Lettenbesatz aus der Zeit vor 1789! Die von Dir benannte Schießmethde war schon im 1. Drittel des 18. Jahrhundert nicht mehr aktuell. In den Zechenregistern von Gruben im auswärtigen Freiberger Revier findet man da nirgends ein Schießblech mehr in den Inventarlisten verzeichnet.

Glück auf! Lutz Mitka
Was war zuerst da, der Durst oder das Bier?

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Nobi
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Nobi »

Ludewig hat geschrieben:Bist Du da ganz sicher? Ich kenne Bohrlöcher mit Lettenbesatz aus der Zeit vor 1789! Die von Dir benannte Schießmethde war schon im 1. Drittel des 18. Jahrhundert nicht mehr aktuell.
Sorry, sollte natürlich 1687 heißen. Habe es auch oben mal geändert. :oops:
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Nobi
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Nobi »

Mannl hat geschrieben:Das ist ja nun mein "Spezialgebiet"
Glück Auf Manfred,
was genau ist denn Dein Spezialgebiet - das Schießen?
Ich bin auf der Suche nach Belegen für das "Schießen aus dem Ganzen". Den ältesten Beleg haben wir von 1669 (Churköllnische Bergordnung). In Sachsen ist es die Stollnordnung von 1749 die wir da haben, wo es vorgeschrieben wird. Kennst Du für Sachsen frühere Belege?
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Mannl
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Mannl »

Hallo Nobi,
Haben ja schon zusammen gesessen (Trinkbranntwein),bin Sprengingenieur, aber kein "Sprenghistoriker".
Ich müßte also mal wissen was man da schreibt.
Mit Schwarzpulver aus dem "Vollen" schießen kann ich mir nicht so recht vorstellen, denn Schwarzpulver hat nur eine treibende Wirkung, keinen Zertrümmerungseffekt. Ich brauche also mindestens eine freie Fläche.
Habe es im Dachschieferbergbau in Unterloquitz gesehen. Da wurde auf das "Blatt" gebohrt und damit der Schieferblock senkrecht zur Schieferung abgetrennt, wir hatten also zwei (und Schieferfläche mit geringer Zugfestigkeit) "freie" Flächen.
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Haverlahwiese
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Haverlahwiese »

Man hat ja auch mit Schwarzpulver nicht aus den vollem geschossen, sondern einen Schram vorgetrieben. Nobi hat das weiter oben auch beschrieben.
Glück auf, Matthias

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Uran
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Uran »

Ja sicher hat man mit Schwarzpulver aus dem Vollen (Ganzen) geschossen. Laut Unterlagen spätestens ab 1696.
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Fahrsteiger
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Fahrsteiger »

1.2. Schwarzpulver in Europa
Erst über tausend Jahre nach der Erstentdeckung durch die Chinesen wurde das Schwarzpulver
in Europa erneut erfunden. Um 1280 wird ein schwarzpulverähnliches Gemisch von
Albertus Magnus erwähnt. Als sicher gilt allerdings erst, daß um 1300 der Herstellungsmechanismus
des Schwarzpulver von holländischen Seefahrern nach Europa gebracht wurde.
Die Bestandteile des Schwarzpulvers waren größtenteils leicht zu beschaffen. Kohle war
überall reichlich vorhanden, Schwefel musste man aus Italien oder Spanien einführen. Dies
war im Vergleich zum Salpeter auch noch relativ leicht zu bewerkstelligen. Den Salpeter
musste man nämlich aus Indien importieren, was den Preis des Schwarzpulvers sehr in die
Höhe trieb. Eine äußerst wichtige Erfindung war deshalb die Gewinnung dieser Verbindung
aus Blut und Urin.
Hergestellt wurde das Schwarzpulver anfänglich von Handwerkern in
Mörsern. Da dies ein sehr gefährliches Verfahren war, wich man bald auf alte Mühlen aus.
Nach der Einführung des Schwarzpulvers gab es kaum noch Gefechte ohne Einsatz von
Feuerwaffen. Friedlich wurde das Schwarzpulver erst sehr viel später eingesetzt. Im Bergbau
wurde z.B. zum ersten mal im Jahre 1627 gesprengt.
Ich vermute zwar auch, dass Wasser in die Bohrlöcher gekippt worden ist. Aber was sagen die Chemiker unter euch? Kann mann mit den Rückständen von Urin, der ja wahrscheinlich auch in kleinste Klüfte läuft die Wirkung von Schwarzpulver verstärken??
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Uran »

Von Blut und Urin habe ich keine Ahnung. Salpeter wurde in sogenannten Salpetergärten "produziert". Weiterhin hatten Salpeterproduzenten das Recht in jedem Haus aus den Fäkaliengruben den Salperter zu gewinnen und die Häuser selber auf Salpeter zu durchforsten und diesen zu gewinnen. Es mußte ihnen Zutritt gewährt werden. Der erste Nachweis von Sprengungenunter Tage datiert aus dem Jahr 1617.
Uran hat geschrieben:Kann mann mit den Rückständen von Urin, der ja wahrscheinlich auch in kleinste Klüfte läuft die Wirkung von Schwarzpulver verstärken
Wie kommst du auf so etwas? :gruebel:
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Fahrsteiger
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Fahrsteiger »

Hallo Uran,
den Auszug habe ich zufällig gefunden. Da Urin Salpeter enthält war dies nur ein Gedankenspiel von mir. Ich weiß nicht, ob zur damaligen Zeit die Mischung des Schwarzpulvers immer in gleicher Qualität hergestellt wurde oder werden konnte? Vieles was der Bergbau erfunden hat basiert doch oft auf nicht unbedingt beabsichtigten Zufällen. Deswegen dieser Gedankenanstoß und die Frage an die Chemiker.
Was wäre, wenn wirklich aus Wassermangel in die Bohrlöcher gepiselt wurde??
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Mannl »

Uran hat geschrieben:Ja sicher hat man mit Schwarzpulver aus dem Vollen (Ganzen) geschossen. Laut Unterlagen spätestens ab 1696.
Hallo Nobi,
hab jetzt erst gemerkt, dass du "Spielverderber" oben geschrieben hast.
Es hat sich doch aber gut entwickelt.

Zum Schießen aus dem Vollen:
Ich behaupte, einen Schram oder "Einbruch" hat man auf alle Fälle gebraucht, ohne den geht es auch mit brisanten Srengstoffen nicht.
Man müßte also mal wissen wie das genau ausgesehen hat. Ich weiß dazu leider nichts !?

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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Mannl »

Kann mann mit den Rückständen von Urin, der ja wahrscheinlich auch in kleinste Klüfte läuft die Wirkung von Schwarzpulver verstärken[/quote]

"Flüssigkeit" in Klüften begünstigt sicher die Sprengwirkung. Keine Dämpfung durch Luft.
Das Schwarzpulver darf aber nicht naß werden !

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Fahrsteiger
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Fahrsteiger »

Manfred, wie du geschrieben hast, wurden die Bohrlöcher trocken gemacht. (§11). Das würde bedeuten, dass nur die Salze aus dem Urin in den Klüften verblieben - nur ein Gedankenspiel!
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Nobi
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Nobi »

Mannl hat geschrieben:Zum Schießen aus dem Vollen:
Ich behaupte, einen Schram oder "Einbruch" hat man auf alle Fälle gebraucht, ohne den geht es auch mit brisanten Srengstoffen nicht. Man müßte also mal wissen wie das genau ausgesehen hat. Ich weiß dazu leider nichts !?
Ich muss nochmal in den alten Schriften ein bischen rumlesen. Wenn ich aber ein Bohrloch schräg von Oben reintreibe, dann schießt es mir das Stück Gestein nach vorne weg. Dann habe ich ggf. den Einbruch, denn ich für die weiteren Schüsse brauche. Ggf. hat man auch, wie heute noch üblich, ein unbesetztes Loch zusätzlich gebohrt, welches als Einbruch diente. Es ist alles leider nicht so genau beschrieben sondern nur, das es gemacht wurde.

"Aus dem Ganzen" bedeutet ja nur, dass man aus dem Unveritzen geschossen hat. Das darf man nicht mit heutiger Technologie verwechseln, dass man alle Schüsse mit geringer Verzögerung hintereinander geschossen hat. Man hat ein Loch geschossen, abgefördert, neu gebohrt und dann wieder ein Loch geschossen. Der Rest bis hin zur heutigen Technologie hat sich dann später langsam entwickelt.
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Fahrsteiger »

Nobi, aus dem Vollen zu sprengen geht ohne freie Fläche mit Sicherheit nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass alle Schüsse gleichzeitig abgetan wurden. Zünde ich die Lunten hintereinander, so erreiche ich aber ein Sprengen mit Zeitversatz und schaffe mit dem / den ersten Schüssen die Freifläche. Ich halte ein gleichzeitiges Abtun bei Schwarzpulver und Lunten aber für schlecht möglich. Wenn es dennoch gemacht wurde, war es ein ungeheures Risiko für den Schießmann oder ein perfektes Auswählen von verschiedenen Luntenlängen.
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Nobi
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Nobi »

Fahrsteiger hat geschrieben:Nobi, aus dem Vollen zu sprengen geht ohne freie Fläche mit Sicherheit nicht.
Fahrsteiger hat geschrieben:Zünde ich die Lunten hintereinander, so erreiche ich aber ein Sprengen mit Zeitversatz und schaffe mit dem / den ersten Schüssen die Freifläche.
Da widersprichst Du Dir jetzt aber selber.

Aus dem Ganzen zu schießen bedeutet, dass ich vorher keinen Schram anlegen muss und nicht, dass ich alles gleichzeitig geschossen habe. Hatte ich aber schon mal geschrieben ...
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von axel »

Schießen aus dem Ganzen:

"Beim 'Schießen aus dem Ganzen' wurde das gesamte Stollnprofil, also auch der Einbruch geschossen. Gesprengt wurde mit einzelnen Schüssen und nicht in der gesamten Fläche. Siehe: Kern, et.al., 1769 S. 60, § 149."

Zitiert nach: Kugler, Jens: In Stein gehauener Fortschritt ... in: Tagungsband zum 13. IMW ... S. 44.

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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Nobi »

Womit wir wieder beim Anfang sind :D

"Die üble Gewohnheit vieler Arbeiter, mit ihrem Urin zu bohren, darf man durchaus nicht einreißen lassen, indem diese Art zu bohren nicht nur an und für sich Ekel erregend ist, sondern auch die Oerter mit einem äußerst unangenehmen Geruche verpestet und die Wetter verdirbt …“

Quelle: Neuer Schauplatz der Bergwerkskunde 1847, Seite 28
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von axel »

„Weintrebern und Kalkmilch halten möglicherweise das Mehl leichter suspendirt, Dünnbier und Urin scheinen zur Gewohnheit gewordene Notbehelfe.“

Aus: Starpff, F.M.: Ueber Gesteinsbohrmaschinen. Stockholm 1869, S. 28 f.


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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Uran »

Nobi hat geschrieben:"Beim 'Schießen aus dem Ganzen' wurde das gesamte Stollnprofil, also auch der Einbruch geschossen. Gesprengt wurde mit einzelnen Schüssen und nicht in der gesamten Fläche. Siehe: Kern, et.al., 1769 S. 60, § 149."
Beim Schießen aus dem Ganzen, nach Kern, wird auf der Sohle mit einem Schuß begonnen. Nach Beräumung der Massen wird der zweite Schuß etwas höher gesetzt. Nach jedem Schuß werden die Massen beräumt. Das ganze wird solange fortgesetzt, bis man die Firste erreicht hat. Die Stöße werden mit Schlägel und Eisen gewonnen. Es wurde eben nicht das ganze Streckenprofil durch sprengen gewonnen.
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Fahrsteiger »

In der Sohle den Einbruch zu wählen ist aber für einen "normalen" Sprengvortrieb die denkbar schlechteste Stelle. Dieser Schuß kann nur lockern und der "Einbruch" muß dann während des Ladens händisch erweitert werden. Jeder weitere Schuß macht dann Sinn da die Berge immer nur in den Freiraum gedrückt werden und nicht weg von der Ortsbrust. So setzten wir auch heute noch Strecken im Bergbau an, vor allem dann, wenn Einrichtungen in unmittelbarer Nähe sind. So wie du es beschreibst Uran entspricht das auch der geringeren Sprengkraft von Schwarzpulver gegenüber den heutigen Sprengstoffen. Ich muss allerdings zu meiner Schande gestehen, bisher noch nie mit Schwarzpulver geschossen zu haben.
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Nobi »

OT:
Oft haben wir Fachthemen, die schnell auf Füllort-Niveau abgleiten. Hier haben wir mal ein schönes Beispiel, wie es auch umgekehrt sein kann :meister:
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Uran »

Es wird ja nicht nur bei Kern so beschrieben. Man hat sich sicher etwas dabei gedacht. Ich hab ja geschrieben, das nach jedem Schuß beräumt wurde. Bei dieser Vorgehensweise ist der Beginn auf der Sohle eigentlich logisch. Man hat übrigens auch Versuche mit verschiedenen Schwarzpulverarten gemacht. Dem groben, billigen beim Militär eingesetzten und dem feinen, dafür aber teuren Schwarzpulver. Die Unterschiede waren enorm. Während das grobe Pulver wenig Wirkung zeigte, wurde mit dem feinen Pulver eine große Zerstörung erreicht.
Uran hat geschrieben:Ich muss allerdings zu meiner Schande gestehen, bisher noch nie mit Schwarzpulver geschossen zu haben.
Dann wird es mal Zeit. :D
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Ludewig »

Uran hat geschrieben:Beim Schießen aus dem Ganzen, nach Kern, wird auf der Sohle mit einem Schuß begonnen. Nach Beräumung der Massen wird der zweite Schuß etwas höher gesetzt. Nach jedem Schuß werden die Massen beräumt. Das ganze wird solange fortgesetzt, bis man die Firste erreicht hat. Die Stöße werden mit Schlägel und Eisen gewonnen. Es wurde eben nicht das ganze Streckenprofil durch sprengen gewonnen.
Es wurde nahezu das ganze Streckenprofil gewonnen um so wenig wie möglich Nacharbeiten zu haben. So ein Schießort kann man sich bei uns in der Grube anschauen. Die Technologie ist dort eindeutig erkennbar. Zeitraum 1785 - 1789.

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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Nobi »

Ludewig hat geschrieben:
Uran hat geschrieben:Beim Schießen aus dem Ganzen, nach Kern, wird auf der Sohle mit einem Schuß begonnen. Nach Beräumung der Massen wird der zweite Schuß etwas höher gesetzt. Nach jedem Schuß werden die Massen beräumt. Das ganze wird solange fortgesetzt, bis man die Firste erreicht hat. Die Stöße werden mit Schlägel und Eisen gewonnen. Es wurde eben nicht das ganze Streckenprofil durch sprengen gewonnen.
Es wurde nahezu das ganze Streckenprofil gewonnen um so wenig wie möglich Nacharbeiten zu haben. So ein Schießort kann man sich bei uns in der Grube anschauen. Die Technologie ist dort eindeutig erkennbar. Zeitraum 1785 - 1789.
Ihr habt ja beide Recht. Am Anfang war es so, wie Uwe beschrieben hat und später so wie Du Lutz. Die Technologie war überall ein wenig unterschiedlich bzw. wurde unterschiedlich gehandhabt und hat sich permanent weiterentwickelt.
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Re: Über was man so stolpert ...

Beitrag von Fahrsteiger »

Uran, deswegen auch mein Gedankenspiel mit den Salzen des Urins in den Bohrlöchern und die damit verbundene "Verstärkung" der Sprengwirkung. Es ist sicher vieles aufgeschrieben und überliefert. Aber ich weiß, dass viele Bergwerke getestet haben und das erreichte Wissen nicht weitergegeben haben. Hier ein Beispiel aus dem moderneren Steinkohlenbergbau. Ich habe die Verfahren zur mechanisierten Gewinnung in der steilen Lagerung aufgelistet und war erstaunt, dass mehr als 25 Verfahren getestet wurden und das zum größten Teil nur intern auf Einzelbergwerken. Es gab und gibt kaum Berichte, geschweige Fotos darüber. Das Gleiche gilt sicher auch für die Sprengarbeit und die dazugehörende Anordnung der Bohrlöcher. Der heutige Bergbau versucht das Rad immer wieder neu zu erfinden. Man muss nur in der Lage sein, lesen zu können und das Entsprechende nach "State of the art" in die Jetztzeit zu übertragen.
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