Trusetal

Wenn sich die Erde auftut. Informationen zu Bergschadensereignissen und Sanierungen.
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Sucher
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Trusetal

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GVV lässt zwei uralte Stollen im Revier Trusetal sichern

Was fast wie eine Autobahnbaustelle ausschaut, ist tatsächlich nur die Sicherung eines alten Stollens.
Brotterode-Trusetal - Aus dem Wiesengrund an der Landstraße zwischen Trusetal und Bairoda ertönt seit einigen Wochen Baulärm. Bagger haben sich in die Erde eingegraben, große Trommelfahrzeuge bringen angerührten Beton. Gleichwohl handelt es sich weder um eine Straßenbaustelle, noch entsteht ein Loch, sondern zwei uralte Stollen werden verwahrt. Der Michelstollen, den Bergleute vor rund 300 Jahren in die Erde trieben sowie der 110 Jahre alte Bertholdstollen.

Seit längerer Zeit seien dort kleinere Einbrüche festgestellt worden, sagte Michael Klein, einer der Geschäftsführer der Firma Berg und Bau Trusetal, die unter anderem mit der Sicherung von alten Bergwerken ihr Geld verdient. Die Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben (GVV) hatte den Trusetaler Spezialisten den Auftrag erteilt.

Gleichwohl bauen die Experten auf alte Risse. Die unterirdischen Gängen sind seit Jahrhunderten kartiert. Und obendrein förderten alte Bergleute ihr Insiderwissen zutage. "Wir haben uns mit den Leuten unterhalten. Der Michelstollen ist später noch einmal aufgefahren worden. Denn früher war man vor allem auf Eisenerz aus und nicht nach Schwerspat. Der war erst später verwertbar", so Keilhold.

Doch nicht alle Details waren in den alten Karten genau vermerkt. So sollte sich der Michelstollen, auf das Jahr 1713 datiert, eigentlich zehn Meter unter der Erde befinden, lag aber mit sechs bis sieben Metern deutlich flacher.

Zwischen Bertholdstollen und Oberfläche liegen zumindest im Außenbereich rund zwölf Meter. Der Gang führt allerdings unter der Straße durch. Das Straßenbauamt Südwestthüringen sei informiert, so der Experte.

Schätze sind bei den Arbeiten nicht zutage gefördert worden, auch das Bernsteinzimmer wurde nicht entdeckt. Dafür bot die unterirdische Welt, in die seit Menschendenken kein Lichtstrahl gefallen ist, etwas für Kenneraugen: Mineralische Adern und die Spuren der Werkzeuge, mit denen sich die Hauer durch den Berg gearbeitet hatten. Ein Teil der Stollen ist unterdessen mit Beton plombiert, Mutterboden aufgetragen und Samen gesät. Dort werden schon 2013 wieder Kühe ihr Gras rupfen.
Quelle Freies Wort / insuedthueringen.de
http://www.insuedthueringen.de/lokal/sc ... 50,2124584
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Re: Trusetal

Beitrag von Sucher »

Bodenschätze im Erdreich
Die Plombe sitzt: Die Firma Berg und Bau hat zwei alte Stollen in Trusetal verfüllt. Doch der Berg bleibt eine Schatzkammer, in dem nach wie vor Kostbarkeiten ruhen. Doch über die Geschichte wächst erst einmal Gras.
Von Thomas Heigl
Brotterode-Trusetal - Die Trusetaler Bergleute von anno dazumal müssen klein und von knabenhafter Gestalt gewesen sein und keineswegs dem Ebenbild eines Kraftprotzes entsprochen haben. Denn der wuchtige Durchschnittstyp, wie ihn die Natur im 21. Jahrhundert geschaffen hat, wäre in dem engen und nicht einmal mannshohen Gang steckengeblieben. Das zeigte zumindest ein Blick in die Untertagewelt, die sich im Wiesengrund zwischen Trusetal und Bairoda einige Wochen lang geöffnet hatte: Den Michelstollen, vor 300 Jahren angelegt, und in den ältesten der vorhandenen alten Karten und in der Fachsprache Risse genannt, gerade noch verzeichnet. Und in den 110 Jahre alten Bertholdstollen, der in den Berg getrieben wurde, als Deutschland ein Kaiserreich war. Doch wirklich tiefschürfende Erkenntnisse hat es bei den Verwahrungsarbeiten nicht gegeben. Und Fundstücke haben die Altvorderen auch nicht ins Schaufenster gestellt, auf dass sie später einmal jemand fände. Neben ein paar versteinerten Zeugen der Vergangenheit gibt es auch ein paar hölzerne. Fichtenholz, das damals als Grubenholz gerne genutzt wurde.

"Alles nicht so spektakulär", sagte Michael Keilhold, der Geschäftsführer der Spezialfirma Berg und Bau, die sich im Auftrag der Gesellschaft für Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben um die Sanierung kümmert. Und trotzdem gaben die beiden Stollen Einblicke in die Technologien preis, mit der einst unterirdische Lagerstätten erschlossen wurden. "Heute würde ganz anders gearbeitet", erklärte Experte Keilhold.

Vier Stollen waren in der Vergangenheit in das Erdreich getrieben worden, um die Bodenschätze an der Mommel zu erschließen. Die Lagerstätte an der Bergkuppe wurde vom Tal aus angeschnitten - auch der Entwässerung wegen. Es wurde von unten nach oben gearbeitet. Zunächst waren die Hauer Erzgräber, die Eisenerz und auch edleres Metall zutage förderten. "Dass im Moorgrund ein Ort Kupfersuhl heißt, sagt einiges über die Vergangenheit", merkte der erdgeschichtlich und geschichtlich bewanderte Keilhold an. Erst viel später hatten es die Bergleute auf die reichen Vorkommen an Fluss- und Schwerspat abgesehen, die zu Beginn der Neuzeit noch wertlos waren. Erst mit der Industriealisierung nach 1870 in Deutschland und mit der Entwicklung entsprechender Technologien waren Baryt und Fluorit - Schwerspat und Flussspat also - gefragt. Eine Erklärung für den Bertholdstollen, der just zu dieser Zeit angelegt wurde.

Ein Teil des Abraumes ist wieder in die Stollen gewandert. Ein anderer türmt sich einen Steinwurf entfernt als Hügel an der Landesstraße in Richtung Bad Liebenstein auf und ist inzwischen längst mit Bäumen gewachsen. Der grüne Wall rückt weiter vor. Auch das unter Denkmalschutz stehende Zechenhaus scheint allmählich von der Natur auf ihrem Rückeroberungsfeldzug verschlungen zu werden.

Dass Berg und Bau überhaupt seine Bagger ins Tal rollen ließ, hängt mit einigen Absackern zusammen. Im Wiesengrund hatten sich in den letzten Jahren einige Dellen und Beulen gebildet. Eine Hügellandschaft, die eben mit der wirtschaftlichen Tätigkeit der Ahnen zusammenhängt. Zumindest die Sorge, dass auch der Stollen im Bereich der Landesstraße noch offen und somit ein heutiger Wirtschaftsweg untergraben ist, hat sich nicht bestätigt. Der Erkundungstrupp fand diese einst ausgehöhlte Passage schon verfüllt vor. "Es war nur noch ein Stück abseits der Straße offen", erklärte Geschäftsführer Keilhold.

Die unsichtbare Kalksteinmauer mitten im Wiesengrund, die sich über den unterirdischen Gang wölbte, wird nun nicht mehr zusammenfallen. Der Gang hat eine Betonfüllung erhalten. Rund 70 Kubikmeter des mit Wasser versetzten Gemisches aus Beton und Kies haben die Bergsicherer in die Gänge gepumpt. "Der Kalkstein wäre nach und nach eingebrochen. Von unten nach oben", erklärte Keilhold mit Blick auf den verhinderten Flurschaden.

Im oberhalb gelegenen einstigen Tagebau Mommel ist derweil Ruhe eingekehrt. Doch ab und an bricht ein Schuss aus einer Jagdwaffe die Stille. "Viele Wildtiere", bilanzierte der Beobachter mit Blick auf den Winkel, in dem sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen.

Überall sind noch die Spuren des Bergbaus zu sehen. Dass sich lediglich einige der als Pionierbäume bekannten Birken auf das Terrain gewagt haben, ist ein Indiz für die Kargheit des Terrains. Der Boden ist arm an Nährstoffen, der Berg reich an Rohstoffen. Rund 350 000 Tonnen Schwerspat sollen noch in dem angrenzenden Revier lagern. Rund 50 Prozent sind Schwerspat, drei bis fünf Prozent Eisenerz und weitere drei Prozent Flussspat, die allesamt miteinander verwachsen sind. Die Trennung der Stoffe ist kompliziert und kostspielig. "In China fördert man 95-prozentigen Schwerspat", so Keilhold. "Und in Brasilien liegt 60- bis 80-prozentiges Eisenerz drei Meter unter der Oberfläche." Angesichts der steigenden Rohstoffpreise sei es aber nur eine Frage der Zeit und der Kosten, wann es sich lohne, die Bodenschätze zu heben. "In einigen Jahrzehnten", schätzt der Experte.

Über die alten Stollen ist bereits Gras gewachsen. Wo vor einigen Wochen noch die Bagger schaufelten, keimt in der wärmenden Herbstsonne schon die grüne Saat.
Quelle Freies Wort: http://www.insuedthueringen.de/lokal/sc ... 50,2154021
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