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Gegenortverfahren; finaler Haken

Verfasst: Sa. 18. Feb 17 13:10
von Lambert
Hallo,
ich bin schon einige Zeit lesend im Forum und auf der tollen Seite der GAG.
Heute habe ich eine spezielle Frage an die Experten da ich bei der Suche dazu nichts gefunden habe:
Beim Gegenortverfahren wird ein Stollen von zwei Seiten vorgetrieben. Verwunderlich ist, das trotz damals vorhandenen Vermessungskenntnissen, der Gang dabei oft , wohl absichtlich, "parallel" geführt und in letzter Konsequenz den Treffpunkt verfehlen würde.
Historisch passiert beim Eupalinos Tunnel (Samos) und Hiskija Tunnel (Jerusalem). (Name geändert, danke!)
Beide Baumeister haben gegen Ende des Vortriebs einen "finalen Haken" im Gangverlauf geschlagen. Das heißt z.B. aus der Achse nach rechts ausholen und mit einem Linksbogen den vermeindlichen Gegenort zu finden.
Soweit eine tolle Sache. Aber was kann da hinterstehen? Die waren doch nicht blöd?
Wieso klärt ein finaler Haken event. Messfehler wie Grewe schreibt??

Eupalinos
Eupalinos
1.jpg (25.72 KiB) 5787 mal betrachtet
Hiaska
Hiaska
2.jpg (56.85 KiB) 5787 mal betrachtet
Auf Euere Theorien dazu bin ich gespannt!

Glück auf
Lambert

Mod: Bitte verschieben wenn ich ins falsche Thema gepostet habe :) . Danke

Re: Gegenortverfahren; finaler Haken

Verfasst: Sa. 18. Feb 17 15:09
von Uran
Ist denke ich ganz einfach. Man hat zwar festgestellt, das man sich verfehlt, weiß aber nicht, links oder rechts vorbei. Mit dem Auffahren dieses Bogens trifft man die Gegenstrecke auf jeden Fall.
Übrigens heißt der Tunnel in Jerusalem Hiskija und nicht Hiaska.

Re: Gegenortverfahren; finaler Haken

Verfasst: Sa. 18. Feb 17 17:30
von Lambert
Hi Uran,

danke für die Richtungstellung des Namens, hatte ich bei "Grewe" in seiner Publikation über den Tunnelbau abgeschrieben.
Man sollte alles querprüfen :-|
An die rechts- links- Schleife habe ich so wie Du gedacht, wahrscheinlich hat man die Strecke bewusst auf Paralellkurs betrieben um den Gegenort auf jeden Fall links zu haben. Um dann bei zunehmenden Arbeitsgeräuschen aufeinander zuzufahren.

Aber wenn ich den Gegenort links vermute, brauche ich dann einen Rechtsschwenk?

Gibt es noch andere Stollen bzw. Wasserleitungstunnel bei denen man das Gegenortverfahren so finalisiert hat?

Grüße und danke
Lambert

Re: Gegenortverfahren; finaler Haken

Verfasst: Sa. 18. Feb 17 18:05
von Uran
Man sollte davon ausgehen, das sie halt nicht wussten ob rechts oder links vorbei. Sie mussten also erst nach rechts schwenken, um dann in einem Bogen nach links zu fahren. Damit treffen sie auf jeden Fall die andere Strecke.

Re: Gegenortverfahren; finaler Haken

Verfasst: So. 19. Feb 17 13:10
von Lambert
Das sie es nicht wussten, gerade das glaube ich nicht.
Die Vermessungskunst Unter- und Übertage war da sicher genauer.
Meiner Meinung hatte das Vorgehen andere Gründe!? ...Und da suche ich noch mögliche Ansätze zur Diskussion.

Grüße
Lambert

Gegenortverfahren; finaler Haken?!

Verfasst: Mi. 08. Mär 17 17:13
von Lambert
Hallo,

hat noch jemand eine Idee zum "finalen Haken"?

Wenn es nur ein schlechter Tag des Marktscheiders war ist der Fehler klar.
Hat man es denn im 18.Jht. nicht besser hinbekommen?
Oder steckt wie "Grewe" schreibt System dahinter? Im Agricola habe dazu nichts gefunden.

Feuer frei für Eure Gedanken dazu.
Danke!

Gruß Lambert

Re: Gegenortverfahren; finaler Haken

Verfasst: Mi. 08. Mär 17 18:28
von markscheider
Bergknappe 1/2002: "Nach dem Hakenschlag (vgl. Krähenbühl, BK 96) erreicht der Tunnel festeres Gestein und ist bis zum Südausgang nicht mehr ausgemauert."
Den 96er habe ich leider nicht, ich durchforste gerade mein Archiv, denn es gab eine neuere Publikation im VDV-Magazin, die das ganze aus markscheiderischer Sicht beleuchtete. Wimre war der Haken bei der Kanatbauweise Standard, da die Richtungsübertragung damals sehr ungenau war. Der Haken stellt sicher, daß man sich auf jeden Fall trifft.

Re: Gegenortverfahren; finaler Haken

Verfasst: Mi. 08. Mär 17 21:28
von Naheländer
markscheider hat geschrieben:Bergknappe 1/2002: "Nach dem Hakenschlag (vgl. Krähenbühl, BK 96) erreicht der Tunnel festeres Gestein und ist bis zum Südausgang nicht mehr ausgemauert."
Den 96er habe ich leider nicht, ich durchforste gerade mein Archiv, denn es gab eine neuere Publikation im VDV-Magazin, die das ganze aus markscheiderischer Sicht beleuchtete. Wimre war der Haken bei der Kanatbauweise Standard, da die Richtungsübertragung damals sehr ungenau war. Der Haken stellt sicher, daß man sich auf jeden Fall trifft.
Den Bergknappen gibt es bis auf die aktuellsten Ausgaben digital im Netz:
http://www.bergbau-gr.ch/wordpress/?page_id=61

Auch BK 96 ist dabei :D
http://www.bergbau-gr.ch/wordpress/wp-c ... /bk_96.pdf

Nach Krähenbühl (BK 96) diente ein geplanter Versicherungshaken und ein anschließender finaler Haken beim Tunnelbau in Samos (Eupalinos Tunnel) als sichere Methode um den Gegenort zu treffen, da geplante Abweichungen von der ursprünglichen geradlinigen Tunnelrichtung im Nordstollen (wegen geologischer Schwierigkeiten) und Fehler bei der Richtungsübertragung von -0,5 Grad (!) das Zusammentreffen der beiden Vortriebsstollen gefährdeten.

Re: Gegenortverfahren; finaler Haken

Verfasst: Do. 09. Mär 17 7:51
von markscheider
Ich bin mir sicher, daß ich den Artikel damals gescannt und abgelegt hatte, allein ich finde ihn nicht mehr. Ersatzweise zwei online verfügbare Dokumente:
http://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=ge ... 7:95::1636

http://www.konrad-peters.de/Der_Vemessu ... _Heron.pdf

Gegenortverfahren; finaler Haken; Klopfzeichen??

Verfasst: Mo. 13. Mär 17 12:05
von Lambert
Hallo markscheider und Naheländer,

herzlichen Dank für die Quellenangaben.
Werde ich durcharbeiten und dann die "gewollte" Abweichung von der Idealtrasse neu betrachten.
Als Alternative 2 steht ja noch: "Zu Blöd". Aber das waren die Alten sicher nicht!!

Gibt es gesicherte Informationen ob man im Stollen durch Klopfzeichen den Gegenort links oder rechts lokalisieren konnte? Geologen streiten das wegen der Inhomogenität des Gesteins ab.

Merci !
Gruß
Lambert