DGfI News zeche Zollverein II

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kapl
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Beitrag von kapl »

Zeche Zollverein XII und die Zukunft

Die Initiative des Initiativ-Kreis Ruhrgebiet, mit einer breit angelegten Einladung zu einem Business-Plan Zollverein die Entwicklung des Weltkulturerbes voranzutreiben, ist prinzipiell zu begrüßen.
Der Autor des WAZ-Artikels fragt aber zu Recht: Wie viel Vision braucht Zollverein?
Es mangelte in mehr als 10 Jahren der Entwicklung nicht an Visionen (und auch nicht an Geld), wohl aber an deren Umsetzung. Dass letztlich Besucher auf Zollverein die Visionen noch nicht so recht zu Gesicht bekommen, lag letztlich immer noch an mangelnder Akzeptanz in der Politik ? und an klaren Zielen.
Von der lokalen bis zur Regierungsebene gibt es ein endloses Hickhack und dauernde Kurswechsel. Dahinter verbergen sich drei Fragen, die keine eindeutige Antwort fanden:
1. Ist nun das bauliche Erbe des Industriezeitalters gesellschaftlich wertvoll oder nicht? Das ist mehrheitlich politisch in Essen, dem Revier, NRW und Deutschland noch lange nicht positiv beantwortet.
2. Ist (Industrie)Kultur ein Wirtschaftsfaktor oder nicht? Darüber streitet man seit ewigen Zeiten prinzipiell, und die Antwort heißt in der Regel: Kultur ist Luxus, Industriekultur erst recht. Nach der IBA Emscher Park hat die Regierung Clement das Ruder deutlich herum geworfen, die Frage negativ beantwortet und die Parole ausgegeben: Jetzt machen wir im Ruhrgebiet erst mal wieder ?seriöse? Wirtschaftsförderung und lassen den ganzen Quatsch mit den weichen Standortfaktoren. Wirklich ernsthafte Versuche, kreative Wirtschaftsförderung rings um die Standorte der Industriekultur zu betreiben, gab es daher keine.
3. Ist Industriekultur ein touristisches Ziel und damit wiederum wirtschaftlich interessant? Hier verzeichnet man ein endloses Rumeieren, auf jeden Fall keine klare Akzeptanz und damit eine stringente Vermarktung.
Warum das alles so ist, liegt vor allem an der mangelnden internationalen Perspektive der Entscheider. Rund um die Welt gibt es viele Standorte der Industriekultur, die alle diese Fragen positiv beantworten könnten. Industriekultur in Manchester oder Liverpool sind da viel bessere Beispiele des Erfolgs, als der von Hans-Peter Keitel, Moderator des Initiativkreises, mal wieder beschworene ?Leuchtturm? des Guggenheim-Museums in Bilbao.
Apropos Bilbao: Die dortigen Besucherzahlen von 1.2 Millionen im Jahr werden von den Besuchern der Route der Industriekultur heute schon insgesamt mehrfach übertroffen (und teilweise an einzelnen Standorten wie dem Landschaftspark Duisburg-Nord sogar einzeln erreicht)!
Und das nicht noch mehr Geld vor Ort bleibt, liegt an der mangelnden wirtschaftlichen Orientierung der Standorte im Revier, die allesamt ?öffentlich? gemanagt werden. Kundenorientierung spielt da fast keine Rolle. Oder hat eine Familie auf Zollverein jemals ein bezahlbares Mittagessen bekommen oder sogar mit ihren Kindern etwas Spaß haben können?
Im letzteren Sinne werden die Ergebnisse des Wettbewerbs hoffentlich Beiträge leisten können!

Dr. Wolfgang Ebert
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sepp
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Beitrag von sepp »

mit dem mittagessen gebe ich dir ja recht.
aber laß die blagen ausm spiel,die fehlen mir da noch!
Willkommen im Ruhrgebiet,wo man Gesichter Fressen nennt!(Frank Goosen)
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