Ein Hüttenwerk für den Hobbyraum

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MichaP
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[DGfI News:] Ein Hüttenwerk für den Hobbyraum



Ein Hüttenwerk für den Hobbyraum

NRZ Duisburg

WAZ Duisburg. Ein integriertes Hüttenwerk gefällig? Was früher viel Kapital und Kapitalisten à la Krupp, Hoesch und Thyssen erforderte, braucht heute nur einen Hobbyraum, reichlich Klebstoff und ein wenig Kleingeld.

Die Industrialisierung mit Zechen und Stahlwerken erobert die Modellbahnwelt. Und die heimische Schwerindustrie spielt gerne mit: "Das Modell entstand mit freundlicher Unterstützung der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann", dankt der Modellbahnproduzent Trix in seiner Internet-Präsentation den Stahlkochern aus Duisburg - für die Hilfestellung bei der Produktentwicklung und für die Anregung, ein Stahlwerk im Modellbahn-Maßstab 1:87 auf den Markt zu bringen.

"Wir suchten damals ein Abschiedsgeschenk für ältere Kollegen", berichtet Dr. Jürgen Cappel, Betriebschef des HKM-Stahlwerkes in Duisburg-Huckingen. Beim Blättern im Modellbahn-Katalog eines Freundes sei dann die Idee mit dem Mini-Stahlwerk geboren worden. Am Rande einer Modellbau-Ausstellung waren die Vertreter der schwäbischen Spielzeugfirma von den vorgelegten Werksbauplänen schnell begeistert, ein weiteres Stück Großindustrie im Kleinformat ging in die Entwicklung.

Zuerst wurde bei Trix nachgesehen, ob man vorhandene Formen anderer Bausätze nochmals einsetzen konnte. Dann wurde das Werk am Rhein mehrfach besucht, vor allem die Konverterhalle genau unter die Lupe genommen, schließlich ein Pappmache´-Modell den Experten der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann zur Begutachtung vorgestellt. "Am Ende stand ein Kompromiß", sagt Cappel. Das Modell entspricht nicht genau dem Duisburger Stahlwerk - das würde auch noch im Modellbahn-Maßstab den normalen Hobbyraum sprengen -, aber die wichtigsten Merkmale des Herzstücks der Stahlerzeugung finden sich ziemlich genau nachgebildet.

Etwa der Konverter, das 1000 Tonnen schwere Gefäß, in dem aus Eisen und Schrott unter einer kräftigen Sauerstoffdusche bei 1700 Grad Hitze erst der begehrte Stahl wird - und der im Bausatzformat recht kommod in eine Stahlarbeiterhand passt.

Seit dem Jahr 2000 widmet man sich mit Bausätzen dem Thema "Vom Erz zum Stahl", erläutert Trix-Produktmanager Andreas Weiß den Trend zu Revier-Vorbildern auf der Modelleisenbahn: "Es ist eine Alternative zu Bäumchen und Schäfchen." Es gebe Kunden, die sich inzwischen einen ganzen Montankonzern zugelegt hätten mitsamt Zeche (nach dem Vorbild von Zollverein in Essen), Hochofen, Kokerei, Gießerei und Walzwerk, Kohlekraftwerk, Kühltürmen und den Binnenschiffen für den Erz- und Kohletransport.

Über die Hälfte der Bausatz-Produktion - Stückzahlen will Trix nicht nennen - habe man an Rhein und Ruhr abgesetzt. Aber auch in anderen Teilen Deutschlands wie auch in Belgien, Frankreich und in den USA habe die Schwerindustrie in der Miniaturbahn-Landschaft "großen Zuspruch gefunden", erklärt Weiß weiter. Die Zeche mit ihrem knapp 50 Zentimeter hohen Fördergerüst sei inzwischen ausverkauft. "Aber vom Stahlwerk haben wir noch ein paar."

Drei Stahlwerke innerhalb von drei Monaten hat allein der Spielzeug-Spezialist Roskothen in der Stahlstadt Duisburg verkauft, deutsche Anlagenbauer würden über eine solche Auftragsflut jubilieren. Die Kunden? "Es sind Leute, die genügend Platz haben", sagt Fachhändler Oliver Mueller. Immerhin misst die Grundfläche 63 mal 40 Zentimeter. Und auch ein wenig Geld ist erforderlich: Um die 250 Euro kostet allein der Bausatz des Oxygen-stahlwerks. "Ein echtes ist deutlich teurer", schmunzelt Mueller.

Nun ja, aber auch beim Modell kommt einiges zusammen. Denn was wäre ein Stahlwerk ohne Loks und Waggons - in echt wie im Modell. Ebenfalls nach Duisburger Vorbild und exakt maßstäblich verkleinert rollen Schlackenwaggons und Roheisenpfannenwagen auf den Modelleisenbahner zu. Torpedopfannenwagen versorgen beim großen Vorbild die Stahlwerke mit den höllisch-heißen Flüssigprodukten aus den Hochöfen, und diese imposanten Schienenfahrzeuge sind inzwischen ebenfalls miniaturisiert im Angebot des Spielzeughandels. Auch in diesem Fall haben die Modellbauer nach Duisburg geschaut und einen Waggon der längst stillgelegten Krupp-Hütte in Rheinhausen im HO-Maßstab 1:87 verewigt.

PS Schöne Grüße nach Borken - Der Moderator
Glück auf!

Michael
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