Ergänzung zu ABB 7 und 22

Das Forum dient der Kommunikation über Bergmännische Zeichen. Wer eine Frage oder ein interessantes Bild zum Thema hat ist aufgefordert dies hier zu veröffentlichen.
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Falafel
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Beitrag von Falafel »

Ein "Hallo" an die fahrende Zunft!
Möchte mich nun doch mit ein paar Bemerkungen in die allgemeine Diskussion über bergmännische Inschriften einclicken:

1.) Nach der Veröffentlichung der "Akten und Berichte vom sächsischen Bergbau" Heft 7 bzw. 22 sind noch einige Neuigkeiten gefunden worden, die bei einer eventuellen Neuauflage (???) mit eingefügt werden. An dieser Stelle schon mal vorab:
Heft 7, Seite 13:
"Wie aus einem Dokument hervorgeht, daß sich in den Pertinenzakten (PS 19) befindet, sollen im Obergebirge die verschiedenen Quartale mit unterschiedlichen Stuffen markiert werden. Das Schriftstück ist wohl 1541 entstanden und bezieht sich auf das Bergamt Annaberg. Es ist ungewiß, ob diese Verfügung sich auch auf andere Reviere des oberen Erzgebirges oder gar auch auf Freiberg bezieht. In der Praxis wurden diese Stuffen noch nicht beobachtet - vielleicht handelt es sich bei dem Dokument nur um einen Entwurf.
... Zum vierten sol der Bergkmeyster aller Quartal uf Itzlichen orth Eine gemerkstufe, also uff Reminiscere Ein Z Trinitatis Ein T Crucis Ein  und Luciae Ein L schlahen, das sol uf Bergkarth die Quartalstuff heißen, darbey kann er sehen, wie viel alle Quartall gebauth und gearbeit worden. Das sol er auch in Receß zeichen und sol mit den Lachter, so durch die Geschwornen verdingt aber ein stehn, wo er aber mangel findh, sol er die forsteher, es sey steiger aber schicht meyster Enturleuben und mit andern, so fleißig auffahrn verordnen. ...
Heft 22, Seite 15:
Offensichtlich wurde das Recht des Vierten Pfennigs in Freiberg tatsächlich nicht angewendet. Dies geht aus der Stolln - Ordnung vom 12. Juni 1749 deutlich hervor:
... Art. XI. § 2 Nachdem aber zu Freyberg, von alten Zeiten her, ein anderes eingeführet, und Unsere dasigen Stöllen, in Ansehung da die Gewerken, statt des Vierten Pfennigs, die Hälfte beytragen, nur das halbe Neundte oder Achtzehnte zu genießen haben;
So lassen Wir es, zu gedachtem Freyberg, dabey noch fernerhin in Gnaden bewenden, iedoch mit der ausdrücklichen Bedingung, daß wenn ein Stolln einmal eine Zeche erschlagen, und derselben Wasser- und wetter-Losung verschaffet, ob er schon mit seyner Wasser - Seyge noch nint an die Oerter, wo Erze brechen, gelanget, Ihme iedennoch sowohl dießfalls, als bey denen nachero ad §§. 4. 5. 6. 7. 8. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 19. & 20. beschriebenen Begebenheiten, jedesmal das Achtzehnte, unverkürzet gereichet werden solle.
...
Art. XIII. Den Vierten Pfennig betreffend.
§ 1. Gleichwie oben ad Art. XI. § 2. Erwehnet, daß bey Unseren Freybergischen Stöllen, die Gewerken, statt des andern Orten eingeführten Vierten Pfennigs, und gegen Erlassung des halben Neunten, die benöthigten Stolln- und Flügel - Orter zur Helfte mit forttreiben helfen, und es dabey, zu gedachtem Freyberg, fernerhin sein Bewenden hat; ...

2.) Moderne Bearbeitungen bzw. Literatur über Inschriften im außersächsischen Raum sind mir auch nicht
bekannt. Da hilft kein Jammern, sondern nur selber schreiben und neben Grubenluft auch Aktenstaub
schnuppern. Vielleicht fühlt sich jemand angesprochen. Ich könnte sicherlich auch ein paar Tips geben.

Glück Auf !
Falafel
darkjedi
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Beitrag von darkjedi »

Hallo Falafel,

Schön das Du Dich noch mit der Materie beschäftigst:)
Könntest Du bitte mal ein jpg für die Abkürzung des Quartales Crucis einfügen? Mein Brauser stellt wohl das Zeichen nicht dar.
Gibt es eine Erklärung, warum zum Beispiel für Reminis. ein "Z" gewählt wurde? zwo:confused:

Glück auf dj
Falafel
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Beitrag von Falafel »

Lange Rede - Kurzer Sinn, Das Zeichen für das Quartal Crucis ist ein auf dem Kopf stehendes "L". Eine Erklärung für das "Crucis - Z" gibt´s nicht. Ich habe auch nur die Akte so buchstabengetreu im Archiv abgeschrieben (Signatur kann ich nennen, wenn es interessiert).

Glück Auf!
Stephan (alias Falafel)
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MichaP
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Beitrag von MichaP »

stephan schua dir doch bitte mal das hier an:
http://untertage.com/publik/bergmannzeichen/13.htm

in wie fern könnten die vermutungen, bezügl. der abgebildeten zeichen für Trinitatis, Reminiscere zutreffend sein? hast du bezügl. solcher zeichen in marienberg erfahrungen?
Glück auf!

Michael
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Falafel
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Beitrag von Falafel »

Die abgebildeten Zeichen von Thomas könnten eventuell die Quartale bedeuten, da muß man aber sehr, sehr vorsichtig sein. Das "R" - falls es eins ist - wurde manchmal (neben anderen Varianten) in der gotischen Kurrentschrift bis ins 18. Jh. so geschrieben. Ansonsten hat im Obererzgebirge oft jeder Beamte seine eigenen Zeichen nach eigenem Gutdünken geschlagen - Rom (Freiberg mit dem Oberbergamt) war eben weit, so daß man sich nicht immer an alle Verordnungen gehalten hat.
Meine eigenen Er(Be)fahrungen halten sich im Obererzgebirge allerdings in Grenzen - es gibt eben in Freiberg so viel zu tun, daß ich es kaum schaffe (siehe Thema bei "Lokales").
Glück Auf!
Falafel
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Beitrag von Falafel »

stephan schua dir doch bitte mal das hier an:
http://untertage.com/publik/bergmannzeichen/13.htm

in wie fern könnten die vermutungen, bezügl. der abgebildeten zeichen für Trinitatis, Reminiscere zutreffend sein? hast du bezügl. solcher zeichen in marienberg erfahrungen?
Ich habe noch mal in meinem "Leseschlüssel" sollte ich auch mal als Literatur vorstellen) nachgesehen. Vielleicht versuchen wir es mal damit:
Das "T" lesen wir als Pfeil (was es ja eigentlich auch ist), und damit das Symbol für astrologisch: Mars, metallurgisch: Kupfer, Wochentag: Dienstag.
Das "R" sieht dem Symbol für astrologisch: Saturn, metallurgisch: Zinn (?? bin ich mir jetzt nicht ganz sicher), Wochentag: Sonnabend, sehr ähnlich.
Wäre doch mal ein ganz neuer Ansatz - auf zur Diskussion !!

Glück Auf !
Stephan
darkjedi
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Beitrag von darkjedi »

Cu & Sn gab es im Kiesholz, wäre schon denkbar.

dj
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MichaP
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Beitrag von MichaP »

Ich weiß nicht... grundsätzlich finde ich den Ansatz interessant. Aber um das klären zu können müsste zunächst einmal die Lage der Stufen im Stollen geklärt sein. Ich gestehe, dass ich bei meiner Befahrung zwar die Vierte-Pfennig-Stufen, die Stollenverstufungen und einen paar Mercedessternen hinterher gehechelt bin, aber diese abgebildeten Stufen nicht bemerkt habe. Daher fällt die genaue Einordnung schwer. Vielleicht kann Thomas ja mal auf einem Riss die ungefähre Lage markieren (wenn Du keinen hast scanne ich einen!)?
Glück auf!

Michael
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