Da habt Ihr ein tolles Thema gefunden......
Mit dem "Saufen" ist aber so nicht richtig! Es geht darum das Bier die einzige Möglichkeit war ein schmackhaftes und vor allem nahrhaftes Getränk - außer Gurkenbrühe -

- über einen gewissen Zeitraum lagern und auch transportieren zu können. Das Bier war für unsere Altvorderen ein Grundnahrungsmittel - heute nur für Alkoholiker! Die Alkoholwerte des einfachen Bieres lagen bei weitem unter dem was wir heute kennen - es ging nur um die Haltbarkeit dieses Getränkes - also bei 1% und weniger. Diskounter gab's wohl noch nich und auch kein Flaschen- oder Büchsenbier und auch keine Cola usw.
Deshalb wurde es von jeher besteuert, weil ja Nahrungsmittel eine gute Einnahmequelle für den Staat war - wie auch heute noch. Man nannte dies beim Bier früher auch "Fassgroschen". Dazu kam noch eine allgemeine Landsteuer - heute Mehrwertsteuer. Zusammen hies das dann "Land- und Tranksteuer" und musste bei letzterem von jedem Brauberechtigten Bürger einer Stadt oder Commun entrichtet werden.
Die Idee über Steuererlässe Projekte zu fördern ist schon ein alter Hut und hat in vielen Fällen auch sehr gut funktioniert. Um mal bei dem Beispiel für diesen Thread zu bleiben - also Zwönitz - da es zur Zeit auch ein aktuelles Thema eines Beitrages auf "ub" ist.
- 1458 erfolgt eine erste Steuerbefreiung der bergbauenden Gewerke von Ehrenfriedersdorf und "Zwenitz"
- Zwönitz wurde 1460 als "Bergstädtlein" erwähnt und war - leider nicht mehr genau belegbar wegen fehlender Archivalien - von der halben Tranksteuer befreit - Grund der erlassene Teil sollte den Bergbau der Stadt - also der Commun - fördern = "Communbergbau"
- Die Steuerbefreiungen wurden regelmäßig auf allerhöchsten Befehl erneuert ohne jegliche gründliche Prüfung des eigentlichen Bergbaus. Das 16./17. Jahrhundert ist voll von Mutungen und Verleihungen, aber außer etwas Eisenstein keine brauchbaren Erze.......Zwönitz lag in einer Region - Erzgebirgische Schieferzone - wo keine erzführenden Gänge vorkamen.
- Der "Communbergbau" von Zwönitz verlagerte sich deshalb nach Geyer in das dortige Greifenbachtal. Die Stolln selber wurden nur mit 1 Steiger, 1 Häuer und 1 Grubenjunge belegt. Dies war auch die Mindestforderung für den Erlass der halben "Land- und Tranksteuer". Man könnte hier auch von Scheinbergbau reden!!!! Diese Stolln hießen auch "Communstolln".
- Zwönitz gerät 1708 ebenso wie Chemnitz in die Untersuchungen anlässlich des bekannt gewordenen „Scheinbergbaus“ in Sachsen und durfte die bergbaulichen Steuerbefreiungen nur unter strengen Auflagen behalten.
- Um 1731 genoss Zwönitz am Erlass der „Land- und Tranksteuer“ etwa 12 Groschen je Fass = etwa 400 Taler jährlich. Davon sind aber nur 160 – 180 Taler wirklich dem Bergbau zugute gekommen, der Rest ging in der Bürgerschaft mit unter! (Recherche Jens Hahn) Dies mal als ein schickes sportliches Beispiel für legale Steuerhinterziehung unserer Altvorderen!
- Um 1756 besuchte Berghauptmann von Oppel das Bergamt in Geyer um die Bergrechnungen zu prüfen. Dabei stellte er eine große Ungleichheit zwischen den erlassenen und verbauten Steuern bei der Stadt Zwönitz fest und forderte binnen von 14 Tagen eine schriftliche Stellungnahme zur Verbauung der unrechtmäßig erhaltenen Steuern auf. Es flammte ein Rechtsstreit zwischen der kurfürstlichen Regierung in Dresden und der Stadt Zwönitz und dessen Bürgerschaft auf der sich bis nach 1780 hinzog.
Zwönitz ist nur ein Beispiel von vielen "Bergstädten" in Sachsen, da wären auch Chemnitz mit dem "Schwindelbergbau" am Harthauer Berg - hier wurden Klüfte mit Rötel gestopft um dem Berggeschworenen etwas vorzugauckeln oder Frankenberg mit dem Bergbau in Sachsenburg. Hier hat man den befahrenden Bergbeamten gleichwohl nach der Befahrung mit diversen "Ergötzlichkeiten" (so in den Zechenregistern vermerkt), wie der obligatorischen "Kanne Bier" und anderen schmackhaften Dingen ein gutes Zeugnis entlockt! die Liste ist zu diesem Thema endlos lang......
So viel zu "Commun - Zechen" und "Schwindelbergbau", die Anzeichen sind hierfür überall gleich, man muss nur sehr aufmerksam die Zechenregister sichten!
Zum Zwönitzer Bergbau noch ein paar Bilder:

- Zwönitz - Neues Glück (26).jpg (144.72 KiB) 14325 mal betrachtet
Frage: Wo ist der bauwürdige Erzgang - Hoffnungsbau auf einem Erzgang

in der Commun - Zeche "Neues Glück" zu Zwönitz.

- Zwönitz - Neues Glück (5).jpg (166.45 KiB) 14325 mal betrachtet
Die einzige "Gangstruktur" als eine graphitische Schieferlage mit etwas Kobaltblüte in der Commun - Zeche "Neues Glück" zu Zwönitz.........

- Zwönitz - Neues Glück (19).jpg (135.96 KiB) 14325 mal betrachtet
Strecke im "Neuen Glück"....
Glück auf! Lutz