Gesamtausbringen an Silber des Sächsischen Bergbaus ?

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Schluchti
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Gesamtausbringen an Silber des Sächsischen Bergbaus ?

Beitrag von Schluchti »

Ich recherchiere für den sächsischen Teil eines Mineralienportraits "Silber" seit einiger Zeit nach dem kumulierten Gesamtausbringen an (Fein)Silber des Sächsischen Bergbaus seit Beginn (der Aufzeichnungen) an. Zahlen zu den größeren und kleineren Revieren sind ja oft publiziert worden. So liegt man wohl (mit Abweichungen im Detail) beim Freiberger Revier bei ca. 5.695 t , beim Schneeberger Revier bei ca. 253 t, beim Annaberger Revier einschließlich Buchholz bei ca. 350,2 t, Geyer + Ehrenfriedersdorf ca. 33,9 t usw.

In dem Vorwort von Wagenbreth/Wächtler, Der Freiberger Bergbau, 1986, wird Sidney Thomas aus dem Jahre 1877 u.a. wie folgt zitiert: "Im gesamten Sächsischen Bezirk existierten 344 Minen, die bis 1874 50.000 t Silber gefördert hatten".

Diese Zahl erscheint mir etwas hoch, andererseits wurde ja auf Silber allenorts mit gebaut, wo es anzutreffen war, also eben nicht nur in den großen Revieren. Gibt es irgendwo Literaturstellen, in denen derartige Gesamtzahlen des Silberausbringens in Sachsen aufgeführt oder belegt sind? Bin für jeden Hinweis sehr dankbar.
Schlacke
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Re: Gesamtausbringen an Silber des Sächsischen Bergbaus ?

Beitrag von Schlacke »

Hallo Schluchti,

es wird wohl schwierig sein, alles produzierte Silber gewichtsmässig zu erfassen. Existieren Einlieferungslisten in die staatliche oder landesherrschaftliche Münze in Freiberg?

An Literaturstellen könnten folgende Werke weitere Hinweise geben:

1) Laube, A.: Studien über den erzgebirgischen Silberbergbau von 1470 bis 1546. Seine Geschichte, seine Produktionsverhältnisse, seine Bedeutung für die gesellschaftlichen Veränderungen und Klasenkämpfe in Sachsen am Beginn der Übergangsperiode vom Feudalismus zum Kapitalismus. Berlin: 1974

2) Arnold, P.: Silberproduktion und Münzprägung in Kursachse während der Talerzeit. Der Einfluß des Bergbaus auf das sächsische Münzwesen während der Talerzeit. in: Akten des 9. Internationalen Numismatik-Kongresses, Bern 1979, Louvain-la-Neuve/Luxemb.: 1982, S. 949-957. Auch in: Numismatische Hefte, Jg. 14, S. 5-12,

3) Herder, W.; Gätzschmann, M.: Das Silberausbringen des Freiberger Reviers vom Jahre 1524 an bis mit dem Jahre 1847. in: Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf das Jahr 1849, Freiberg, S. 1-19

4) Sansoni, G.: Der ehemalige Silberbergbau im Freiberger Revier und seine Bedeutung für die Weltsilberproduktion. in: Der Aufschluss, Jg. 23, H. 5, Heidelberg: 1972, S. 155-159

5) Trebra, F.: Das Silberausbringen des Chursächsischen Erzgebirges auf die Jahre von 1762 bis 1801, Freiberg: 1802/3

6) Wächtler, E.: The production of precious metal in Saxony and its international importance. in: Transactions of the XIX th. International Congress for the History of Science, Madrid: 1993 (keine weiteren Angaben verfügbar)

Es ist durchaus denkbar, dass in einer Reihe weitere Veröffentlichungen Hinweise auf Produktionszahlen vorhanden sind, daher die Auswahl auf im Titel erwähnte Produktion.

Glückauf!

Elmar Nieding
...die unterirdischen Grubengebäude in ihre Schreibstube bringen...
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Schluchti
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Re: Gesamtausbringen an Silber des Sächsischen Bergbaus ?

Beitrag von Schluchti »

Herzlichen Dank für die Literaturstellen! :) Da werde ich mal versuchen, die Texte heranzubekommen.

Habe inzwischen bei Wagenbreth /Wächtler, Bergbau im Erzgebirge, S. 102 eine Tabelle mit dem Gesamtausbringen gefunden. Danach hat das Resterzgebirge (ohne Freiberg) bis 1900 zusammen wohl 980t Silber erbracht. Das würde dann mit den Freiberger ausbringen zusammen 6.675 t ergeben.
Falafel
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Re: Gesamtausbringen an Silber des Sächsischen Bergbaus ?

Beitrag von Falafel »

Die Silberlieferung bis 1485 sind gut mit den Münzmeisterrechnungen dokumentiert. Findest Du online hier, in Bd. CSD II 13 :
http://www.tu-dresden.de/isgv/Codex/homepage.htm
CODEX DIPLOMATICUS SAXONIAE REGIAE
Allerdings sind die Zahlen mit Vorsicht zu nehmen, da z. T. die Lieferung von Fremdsilber nicht separat geführt wurde. Genauer geht darauf ein:
U. Schirmer: "Der Freiberger Silberbergbau im Spätmittelalter (1353-1485)", in Neues Archiv für sächsische Geschichte, Bd. 71 (2000)
Das auch gleichzeitig mal als Hinweis für "Schlacke" (aber ich denke, das hast Du schon erfaßt!).

Glück Auf!
Stephan
Schlacke
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Re: Gesamtausbringen an Silber des Sächsischen Bergbaus ?

Beitrag von Schlacke »

@Falafel, danke für den Hinweis, er ist natürlich schon erfasst, falls es aber für Interesenten leichter ist, als über "Neues Archiv für sächsische Geschichte, an den Aufsatz zu gelangen, ist er nochmals abgedruckt in: Veröffentlichungen des südtiroler Landesarchivs, Bd. 16, (Bozen: 2004)

Es wird schwierig ein, hier eine zufriedenstellende Produktionsmenge zu erreichen. Jeder Autor schöpft aus anderen Quellen oder übernimmt die Zahlen von anderer Seite. Nach meiner Auffassung wird hier der Wirtschaftshistoriker nicht ganz, aber genauere Zahlen liefern können. z. B.

Neff, J.: Silver Production in Europe, in: The Journal of Political Economy, Bd. 49, Chicago: 1974, S. 575-591
oder

Kellenbenz, H. (Hrsg.): Precious Metals in the Age of Expansions. Papers of the XIVth International Congress of the Historical Sciences. -> Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte, Bd. 2, Stuttgart: 1981

Glückauf!

Elmar Nieding
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Schluchti
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Re: Gesamtausbringen an Silber des Sächsischen Bergbaus ?

Beitrag von Schluchti »

Danke Euch für die weiteren interessanten Verweise! :) Da hab ich was zu lesen. :D
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Roby
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Re: Gesamtausbringen an Silber des Sächsischen Bergbaus ?

Beitrag von Roby »

@Schluchti
In der Tabelle (Wagenbreth /Wächtler, Bergbau im Erzgebirge, S. 102) steht für die Jahre 1168-1900 eine Ausbringung von 980t für das Erzgebirge ohne Freiberg. Für Freiberg alleine sind im gleichen Zeitraum 5250t angegeben. Macht zusammen 6230t.
Hast du die restlichen 445t im Keller ? :D
Aufn stollen zu fahren sol jedermann frey sein, doch das es mit bescheidenheit und zu gebuhrlicher zeit geschehe. (Joachimsthaler Berggebräuche, 16. Jht.)
Schluchti
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Re: Gesamtausbringen an Silber des Sächsischen Bergbaus ?

Beitrag von Schluchti »

Schön wärs... :D

Nein, in Freiberg ist ja nicht nur bis 1900, sondern noch bis 1969 Silber mitgewonnen worden. Nach Baumann/Hofmann/Weber, Glückauf Freiberg, S. 40 sind wohl bis 1969 in Freiberg 5.695 t Silber gewonnen worden.

Und zudem müßte man noch mindestens 5 t Feinsilberausbringen für den Wismut-Bergbau in Schlema/Alberoda/Hartenstein ansetzen.
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