Rohstoffe
Kohle ist das Gold des neuen Jahrzehnts
Von Daniel Eckert 29. März 2010, 16:49 Uhr
Chinas Hunger auf Kohle ist gewaltig: Obwohl die Volksrepublik selbst über die drittgrößten Vorkommen der Welt verfügt, hat sie 2009 zum ersten Mal Kohle importiert. Die Preise des anderen schwarzen Goldes ziehen stark an. WELT ONLINE verrät, wie Anleger am Kohleboom mitverdienen können.
Es ist der meist unterschätzte Rohstoff der Welt: Steinkohle. Ohne den fossilen Brennstoff wäre die Industrielle Revolution vor 200 Jahren undenkbar gewesen. Und auch heute kommt die Industrialisierung Asiens nicht ohne das „andere schwarze Gold“ aus. Rohstoffexperten erwarten, dass die starke Nachfrage den Rohstoff weiter verteuern wird. Bei den Aktien der Minenunternehmen ergeben sich beträchtliche Kurschancen.
„Aktuell reflektieren die Kohle-Preise den Importsog der großen Schwellenländer noch nicht ausreichend“, sagt Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. Vor allem im pazifischen Raum würden die Notierungen weiter anziehen. Teilweise wird dort mit 93 Dollar je Tonne schon 50 Prozent mehr gezahlt als vor zwölf Monaten. Weinberg rechnet bis in Jahr 2011 hinein mit einer Kohle-Hausse.
Ähnlich wie für Weinberg gibt es auch für David Abramson vom kanadischen Researchhaus BCA keinen Zweifel, dass der enorme Energiebedarf der Welt weder heute noch in den nächsten Jahrzehnten ohne das schwarze Gold zu decken sein wird: „China will den Anteil der Atomkraft an der Gesamtenergieerzeugung schnell ausbauen, aber selbst unter optimistischen Annahmen ist im Jahr 2020 allenfalls ein Anteil von fünf Prozent statt jetzt ein Prozent zu erreichen.“ Ähnliches gelte für Erneuerbare Energien. „In der Volksrepublik kostet eine Kilowattstunde Strom aus Sonnenenergie 0,26 Dollar, während der Endverbraucherpreis bei 0,08 Dollar liegt.“
Selbst wenn die chinesische Regierung ihr offizielles Vorhaben umsetzen könne, den Kohlekraft-Anteil an der Stromproduktion von jetzt 75 Prozent auf 45 Prozent zu senken, bedeute das angesichts der rasant expandierenden Industrie nicht, dass die Nachfrage nach dem fossilen Brennstoff zurückgehe. Verglichen mit den USA liegt der Pro-Kopf-Verbrauch in den Emerging Markets um bis zu 85 Prozent niedriger. Dabei hat sich Amerika längst zur Dienstleistungsgesellschaft weiterentwickelt, während China mitten in der Industrialisierung steckt.
Der chinesische „Hunger“ auf Kohle ist gewaltig: Obwohl die Volksrepublik selbst über die drittgrößten Vorkommen der Welt verfügt, hat sie 2009 zum ersten Mal Kohle importiert. Nach Prognosen von BCA wird der chinesische Kohleverbrauch in den nächsten 20 Jahren um mehr als ein Drittel zulegen. Auch der zweite asiatische Gigant Indien wird diesen Weg einschlagen, auch wenn der Subkontinent industriell noch weit hinter dem Reich der Mitte hinterherhinkt. „Bislang haben erst 55 Prozent der Haushalte Zugang zu Strom. Aber der Ausbau schreitet schnell voran“, weiß Weinberg zu berichten. Die neuen Kraftwerke seien überwiegend kohlebetrieben. „Beide, China und Indien, sind stark von Kohle abhängig“, sagt Abramson. Er spricht von einem mehrjährigen Bullenmarkt für das schwarze Gold.
Direkt in Kohle zu investieren ist für Privatanleger schwierig. Dafür bieten sich börsennotierte Grubenkonzerne an. Vom Kohle-Hunger der Milliardennationen profitieren vor allem Bergwerksgesellschaften im pazifischen Raum. Große Produzenten sind in Australien und Indonesien beheimatet und nicht zuletzt in China selbst. Obwohl die Kurse der Kohlengräber sich seit dem Tief Ende 2008 teilweise schon verdreifacht haben, sehen Experten weiter Potenzial. Zu den Favoriten der Analysten zählen China Shenhua Energy, Datong Coal, Fushan International Energy und Yanzhou Coal. In Indonesien sind Bumi Resources und Tambang Batubara große Produzenten, in Thailand Banpu und in Australien Coal und Allied Industries.
Wer ein Übergewicht asiatischer Aktien vermeiden möchte, wird auch in den USA fündig: Alpha Natural Resources und Peabody Energy sind auf die Gewinnung des schwarzen Rohstoffs spezialisiert. Da der Kohleverbrauch und damit auch die Einnahmen der Konzerne am Auf und Ab der Weltkonjunktur hängen, müssen Anleger bei diesen Aktien jedoch auf starke Kursschwankungen gefasst sein. Ein Revival für die deutsche Steinkohle bedeutet der Asien-Boom übrigens noch nicht: Weiterhin kostet eine an Saar und Ruhr geförderte Tonne mehr als das Doppelte des Weltmarktpreises.
Kohle Gold Rohstoffe Geldanlage China Ohnehin gibt es Skeptiker, die die Langfrist-Aussichten des Kohlemarkts als weniger rosig einschätzen. Einer von ihnen ist Thiemo Lang, der Manager des 500 Mio. Euro schweren Aktienfonds SAM Smart Energy. „Es bleibt ein ungelöstes Problem, dass Kohleverbrennung eine der CO2-intensivsten Methoden ist, Strom zu erzeugen“, sagt der Energie-Experte. Im Sinne der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes habe Kohle als „schmutziger“ fossiler Brennstoff keine Zukunft. Lang ist davon überzeugt, dass Kohle auch in den Emerging Markets über kurz oder lang durch andere, saubere Energiequellen ersetzt werden muss. „Der aktuelle Boom ist nur ein letztes Aufflackern.“ Er selbst investiert lieber in Unternehmen aus dem Bereich Alternative Energien. Die größten Positionen in seinem Fonds sind derzeit Cemig, ein brasilianischer Wasserkraftbetreiber sowie die Fotovoltaik-Firmen Yingli, Canadian Solar und Trina Solar.
Mit seiner Einschätzung stellt sich Lang jedoch gegen das „smart money“ der Wall Street. Nachdem Hedgefonds vor einigen Jahren groß auf Solar, Windkraft und andere Alternative Energien gesetzt hatten, haben viele von ihnen zuletzt im großen Stil Kohleminen-Aktien gekauft.
Wie Zeiten, Kommentare und Meinungen sich ändern!!
Glück Auf
Horst
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Dem Bergbau verschworen. Im Bergbau geschafft. Zum Bergmann erkoren mit stählerner Kraft.