Nachlässe

... für den Rest, der sonst nicht passt.
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Oberhutmann
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Beitrag von Oberhutmann »

Hi, ich erlaube mir heute ein etwas brisantes Thema anzuschneiden, weil es mir einerseits sehr am Herzen liegt und andererseits ich wissen möchte wie andere darüber denken: Es möge jeder von uns noch lange leben aber irgendwann hat jeder den Tag seines letzten Stündleins, wo der Oberste Bergrichter über Ausbeute (oder eher Zubusse) entscheiden wird. Was geschieht dann mit der Sammlung?
Meiner Meinung nach ist (m)eine Sammlung wichtiger als der Besitzer und ich muß einen Weg finden daß sie überlebt. Ich besitze eine umfangreiche Gezähe- und Grubenlampensammlung und eine 10.000 Micromounts umfassende, wissenschaftlich geordnete Mineraliensammlung (fast nur Eigenfunde aus Österreich) -mea culpa :(

Das erste Problem ist mal die richtige Dokumentation zu Lebzeiten. Ich bemühe mich alles genauestens EDV mäßig zu beschreiben sodaß JEDER sich auskennt. Ein Stück ist fast wertlos wenn ich nicht weiß woher es kommt. Bergeisen Nr.513 ist zuwenig! Fundort, Skizze, Datum, Zustand, ..., ist notwendig. Dokumentation (im Falle der Grubenlampen) heißt auch Veröffentlichung um Vergleichsmöglichkeiten zu schaffen. Es kann sich jeder meine Sammlung auf http://www.minerlamps.com anschauen.

Was ist aber nun beim Ableben? Was damit tun? Es würde mich zerreißen wenn ich weiß so eine Sammlung wird vernichtet. Was mit den tausend untertage Bildern aus alpinen Bergbauen? Was macht Ihr -habt Ihr Euch schon mal Gedanken darüber gemacht?

Persönlich habe ich ein Trauma bekommen als ich sah wie zwei große Sammlungen (Namen nur auf Anfrage) von großen staatlichen Museen in den Container geworfen wurden. Desinteresse, Ignoranz, mangelnder Platz und Geld waren der Grund daß Bergbaubücher des 18.Jahrhunderts vernichtet wurden :eek:

Also was damit tun? An kleine Museen geben? An andere Sammler verschenken? Dann ergibt sich aber auch das finanzielle Problem und die Verantwortung den Kindern gegenüber? Überregional ein Komitee schaffen?

In der Hoffung auf gute Antworten!
"Wenn nun an und für sich das Loos des armen Bergmannes nicht zu beneiden ist, soll ihm wenigstens so viel Licht in der Grube gegeben werden, daß er seine Arbeit dabei gut verrichten kann." Bergingenieur G.A. Heinbach zu Steyersdorf im Banat 1868
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kapl
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Beitrag von kapl »

In der Tat ein sehr interessantes Thema. Dieses wird auch in kürzerer Zeit sehr interessant werden...
Das Problem ist ja folgendes:
- Ein Mitglied der Familie erkennt den Wert nicht und wirft es weg. Pech.
- Seit Ebay werden aber wohl viele "Erben" probieren die Sachen zu Geld zu machen. Vorteil: Es kommt wohl nichts weg aber; Nachteil: Sammlungen werden zerissen und Informationen kommen dadurch weg, oder diese sind schwer zugänglich.

Ergo: Wenn man eine bedeutende Sammlung - wie deine- hat, schon frühzeitig festlegen was damit geschehen soll. (Ich will es ja keinen wünschen, aber Leute mit einem "gefährlichen" Hobby kann ja leider schonmal schneller was zustossen...)
Daher am besten mit Museen und Archiven Kontakt aufnehmen vielleicht schon jemanden dafür gewinnen der die Sachen später auch archiviert, sonst bleiben nämlich viele Bestände unverzeichnet.
Ab Montag mehr...Ich frage mal unseren Stadtarchivar, was er empfehlen würde!
GA
KaPl
Gesenk
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Beitrag von Gesenk »

Hi,

daß mit den Sammlungen ist ein echtes Problem. Wir haben da auch schon traumatische Erlebnisse gehabt und es ist uns gelungen, schon die eine oder andere (im Vergleich mit Deiner)kleine Sammlung zu retten. Es geht aber viel verlohren. :(
Eine Sache ist mir in diesem Zusammenhang wichtig: Aus Gesprächen mit Leuten von Museen weiß ich, daß es ein Problem sein kann, wenn die Dokumentation außschließlich mit der EDV gemacht wird. Jeder weiß, wie schnell sich technische Standarts ändern und irgendwann hat man eine Menge Daten und kommt nicht mehr dran, weil die Datenträger nicht mehr lesbar oder die Festplatte abgestürtzt ist...Auch wenn es mehr Arbeit ist, kann es sinnvoll sein, hier mehrgleisig zu fahren und das gute alte Papier nicht zu vergessen
Die wichtigsten "Kerndaten" zu jedem Stück sollten so angebracht werden, daß sie nicht so leicht von dem Objekt getrennt werden können. Wir haben eine Mineralsammlung von einem "Messie" bekommen, wo es an den einzelnen Stücken nur eine Nr. gab - leider wußte keiner, wo das Verzeichnis ist - die Daten sind verlohren (obwohl es eindeutig ein Verzeichnis gab)! :mad:
Unter Umständen kann eine (gut ausgestattete) Stiftung eine Alternative zu Museen sein.

Glück Auf!
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