WP Meggen: Ältesten Stolln auf Schwefelkies entdeckt

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Ältesten Stolln auf Schwefelkies entdeckt

06.10.2004 / LOKALAUSGABE / LENNESTADT

Meggen. Zurzeit sind altgediente Sachtleben-Experten auf der Suche nach dem Ursprung der Meggener Bergbautradition.

Der Beginn der Aktivitäten liegt laut Zechenbuch des Bergmeisterei Reviers Westphalen am 1. Januar 1853 (Geschworenen- Revier Arnsberg). Der Meggener Schwefelkies-Abbau wurde bis zum 31. März 1992 betrieben. Nun schaufelten die Sachtleben- Experten unweit des Siciliaschachtes an der Auffahrt zur Eikert einen geschichtsträchtigen Stolln im Eingangsbereich frei.

Durch Zufall ist man 1998 beim Verfüllen der alten Tagesöffnung auf diesen Stolln, der markscheiderisch erfasst ist, gestoßen. Beim vorsichtigen Vortrieb stießen die Bergleute auf Gruben-Eichenholz, das durch luftdichtes Erdreich konserviert wurde, sowie einen Türstock, der Firste und Hangendes stützte.

Nach dem Freilegen des Stollns auf einer Länge von rund zwei Metern wurde nach alter Zimmerhauer-Art das Portal mit drei Eichenholz-Bauten, die mit Erdreich abgedeckt werden, rekonstruiert. Von dieser Fundstelle aus soll der geplante bergbaukundliche Wanderpfad nach Halberbracht ausgehen. Ruhebänke und Tisch sollen zum Verweilen an dem Stoll-Mundloch einladen, dazu eine von Peter Erhardt und Peter Lausecker gestaltete markscheiderische Darstellung alles Wissenswerte über diesen "ältesten Stolln auf Schwefelkies" wie folgt vermitteln:

Das Grubenfeld Eikert wurde 1852 vom Königlichen Bergamt in Arnsberg für den Abbau von Eisenstein und Schwefelkies an den Gewerken Schulte aus Siegen verliehen.

Beim "Eisenstein" handelt es sich um Brauneisenerz, das durch Verwitterung am Ausgehenden des Schwefelkies- Lagers im Laufe von Jahrmillionen entstanden ist. Dieses Erz in Meggen und Halberbracht waren Pingenzüge (Vertiefungen) im Gelände, die das spätere Aufsuchen des Schwefelkieslagers erleichterten.

Gewerke Schulte war einer der ersten Unternehmer, der die Bedeutung von Schwefelkies als Rohstoff für die heimische Industrie erkannte und 1853 mit dem Schwefelkiesbergbau in Meggen begann.

Allerdings war ihm das Bergmannsglück im Grubenfeld Eikert nicht sonderlich hold. Der schematische Querschnitt zeigt, dass im "Sattel" zwischen dem südlichen (Altes) Lager und dem nördlichen (Neues) Lager bei der Faltung des Gebirges das Erzlager stark zerbrochen und die Lagerteile gegeneinander verschoben worden sind. Einige obere Bereiche sind verwittert und wurden abgetragen (erodierter "Luftsattel).

Interessant ist das vorhandene Befahrungsprofil vom 3. November 1853 aus dem Zechenbich in Sytterlinschrift. Hiernach hatte der Stolln Befahrungstermin eine Länge von 33 Lachter (68 Meter) erreicht.

Die Förderung betrug bis dahin 1242 Zentner (6,2 Tonnen). Aus den weiteren Eintragungen gehen die Schwierigkeiten beim Auffahen des Erzlagers hervor. An mehreren Stellen war es durch Querstörungen verworfen. Die letzte Eintragung stammt aus dem Jahr 1857.

Offensichtlich hatte man zu diesem Zeitpunkt in anderen Grubenfeldern bessere Aufschlüsse gemacht und darum diesen oberen Eikertstolln verlassen. Die Gesamtlänge des Stollns betrug rund 100 Meter.

Für das Jahr 1854 gibt das Zechenbuch eine Fördermenge von 6642 Zentnern (152,8 Tonnen) an. Der noch anstehende Schwerspat macht deutlich, dass sich der obere Eikertstollen im Übergang vom Schwefelkies zum Schwerspat- Lager befand. Im Befahrungsbericht vom 9. November 1854 wurde ein steter Begleiter des Schwefelkies-Lagers mit "grauer Farbe" genannt. Zu dieser Zeit war Schwerspat in Meggen noch wenig bekannt. Erst ab 1880 fand der Verwendung bei der Herstellung weißer Farbe.
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